Verzug bei Ausschreibungen und Planungen Platzt der Zeitplan für die Sanierung der Beethovenhalle?

Bonn · Bei der Sanierung der Beethovenhalle bahnt sich ein handfester Streit unter den Projektbeteiligten an. Die Stadt Bonn ist unzufrieden mit der Arbeit des Architektenbüros Nieto Sobejano Arquitectos GmbH aus Berlin, das als Objektplaner engagiert ist.

Es habe Verzug bei Ausschreibungen und Planungen gegeben, berichtete Stadtdirektor Wolfgang Fuchs am Mittwoch im Projektbeirat Beethovenhalle. Nach mehreren „Krisengesprächen“ legt die Stadt nun härtere Bandagen an: „Ich will Ergebnisse sehen“, stellte Fuchs klar.

Die Stadt hat ihre Anwälte eingeschaltet und behält sich Schadenersatzforderungen gegen die Architekten vor. Eskaliert ist die Situation offenbar, als diese Mitte Juni überraschend einen neuen Zeitplan für die Sanierung präsentierten, die sich demnach um fünf Monate bis März 2019 verlängern würde.

Die dafür genannten Gründe seien nicht nachvollziehbar gewesen, erklärten im Beirat sowohl der Stadtdirektor als auch Andreas Fröhlich vom externen Projektsteuerer. Ab diesem Donnerstag soll versucht werden, in Gesprächen mit dem Architektenbüro Klarheit zu schaffen und Lösungen zu finden. Die Berliner Firma wollte am Mittwoch auf GA-Anfrage nicht Stellung beziehen.

Dettloff Schwerdtfeger warnte im Beirat vor möglichen Folgen für das Beethovenfest im September 2019, das in der Halle stattfinden soll. „Wir brauchen Planungssicherheit, auch um Verträge mit den Künstlern abschließen zu können“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer des Festivals. Eine Freigabe der Beethovenhalle im März 2019 wäre für ihn die äußerste Schmerzgrenze, weil vor allem der große Saal und die Technik erst eingepegelt werden müssen.

Noch käme auch das World Conference Center Bonn (WCCB) als Ersatzspielstätte in Frage – doch dort liegen für die Festivalwochen schon Anfragen privater Kongresskunden vor. Der Stadtdirektor, der die politische Federführung der Hallensanierung hat, kündigte an, mit dem städtischen WCCB-Management zu verhandeln. „Wir brauchen eine Alternative“, so Fuchs, „sonst blamieren wir uns am Ende bis auf die Knochen“.

Während Tom Schmidt (Grüne) forderte, alles zu versuchen, um den Zeitplan zu halten, sprach sich auch Birgitta Jackel (CDU) für einen „Plan B“ aus: „Sonst sind wir bei den Ausschreibungen erpressbar.“ Diese Gefahr sieht auch Bernhard Wimmer (Bürger Bund Bonn). Wie damals beim WCCB würden einzelne Baufirmen den Zeitdruck ausnutzen, unter dem die Stadt stehe. Besser sei, eine längere Bauzeit und eine kürzere Einspielphase für das Beethovenfest zu akzeptieren, meinte Wimmer.

Wie die „Erpressung“ laufen kann, zeigt das Beispiel einer Rohbaufirma aus Bayern. Die hatte den Zuschlag bekommen, nachdem sie in der Ausschreibung rund 1 Million Euro verlangt hatte. Doch als sie zum 1. Juni ihre Arbeit aufnehmen sollte, habe sie sich geweigert, ist einer vertraulichen Dringlichkeitsvorlage der Stadt zu entnehmen.

Begründung demnach: der Preis sei wegen eines „Kalkulationsfehlers“ zu niedrig berechnet gewesen. Die Stadt setzte erfolglos eine Frist, kündigte dann den Vertrag, drohte mit Schadensersatz, holte sich ein anderes Angebot – und eine blutige Nase. Der einzige Mitbewerber um den Auftrag verlangte laut Stadt fast 3 Millionen Euro und lag damit 122 Prozent über der Kostenschätzung der Kommune. Deshalb bekommen die Bayern den Auftrag jetzt wieder zurück. Und erhalten 1,57 Millionen Euro.

Dass die Preise in der Baubranche auf breiter Front steigen, mag der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes aber nicht bestätigen. Zwar seien im Tiefbau, also etwa bei Straßen und Kanälen, wegen der hohen Nachfrage höhere Preise zu beobachten, sagte Vize-Verbandssprecherin Carin Hollhube auf GA-Anfrage.

Für den Hochbau gelte das aber weniger: „Da ist der Wettbewerbsdruck immer noch groß.“ Viele Baufirmen nähmen jedoch lieber Aufträge in der Privatwirtschaft an, als für die öffentliche Hand zu arbeiten. „Da sind die Rahmenbedingungen oft unkomplizierter und die Bezahlung fließt schneller“, berichtete die Verbandssprecherin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort