Informationen für Behinderte in Bonn Plattform soll defekte Aufzüge und Rolltreppen auflisten

BONN · Antrag der sozial-liberalen Fraktion im Bonner Rat: Die Bürger sollen im Internet nachschauen können, ob öffentliche Lifte auch tatsächlich funktionieren.

„Wenn Sie aus der Bahn steigen, und die Rolltreppe geht nicht, gehen Sie eben zu Fuß“, erläutert Felix Kopinski. „Wer gehbehindert ist, hat diese Wahl aber nicht“, so der Bonner Stadtverordnete, der für die Piraten im Stadtrat sitzt, weiter. Kopinski, der gerade mit zwei Mitstreitern die sozial-liberale Fraktion gebildet hat, will deshalb Aufzüge und Rolltreppen im Bonner Stadtgebiet so aufrüsten, dass sie die aktuellen Betriebszustände erfassen und diese zeitnah an die Bonner Open-Data-Plattform weiterleiten. Unter opendata.bonn.de sollen Rollstuhlfahrer dann in Zukunft, bevor sie sich auf den Weg machen, nachsehen können, ob die geplante Verkehrsverbindung auch tatsächlich barrierefrei ist.

Wer über ein Smartphone verfügt, könnte dann sogar unterwegs seine Reisepläne kurzfristig anpassen, glaubt Kopinski. Er wünscht sich zudem ein Verfahren, mit dem Probleme bestehender Anlagen auch ohne automatisierte Fehlermeldungen in die Open-Data-Systeme eingepflegt werden können; zum Beispiel durch eine Störungsmeldung der Wartungsmitarbeiter oder von Bürgern. Zudem sei zu prüfen, inwieweit auch die Anlagen der Deutschen Bahn durch entsprechende technische Maßnahmen in ein gemeinsames System eingebunden werden könnten, heißt es in einem entsprechenden Antrag im Stadtrat.

Auf die Idee gebracht hat Kopinski der Berliner Rollstuhlfahrer Raúl Krauthausen. Krauthausen hat mit wheelmap.org eine Onlinekarte zum Finden, Suchen und Markieren von rollstuhlgerechten Orten initiiert. Entsprechend dem Berliner Modell regen die Bonner Piraten an, die aktuellen Betriebszustände von Aufzügen und Rolltreppen aktuell zu erfassen und auf „Offene Daten Bonn“ oder einer vergleichbaren Plattform zu veröffentlichen.

Kopinski und seine Fraktion berufen sich darin unter anderem auch auf einen Artikel im General-Anzeiger, in dem darüber berichtet wurde, dass im Bonner Stadtgebiet regelmäßig Aufzüge und Rolltreppen aufgrund von Funktionsstörungen oder Reparaturen ausfallen. Weil solche Störungen für viele Menschen, die auf die Nutzung solcher Anlagen angewiesen sind, oft mit erheblichem Zeitaufwand verbunden seien, habe man in Berlin bereits die Plattform www.brokenlifts.org ins Leben gerufen: In der Hauptstadt können sich Nutzer online über den aktuellen Zustand der Anlagen informieren und so einen etwaigen zeitlichen Mehraufwand auf ihren Wegen einplanen.

Ideen, denen gegenüber sich die Stadtwerke als Eigentümer durchaus offen zeigen: Die älteren Fahranlagen würden derzeit für die Belange der Fahrgastinformation so weit technisch ertüchtigt, dass Meldungen zum Zustand der Anlage verarbeitet werden könnten, heißt es in einer Stellungnahme der SWB Bus und Bahn. Diese Informationen sollen im Rahmen eines laufenden Projekts gebündelt und zukünftig an den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) übermittelt werden. Der VRS könne diese Informationen für die Fahrplanauskunft nutzen. Eine weitere, nicht zweckgebundene Veröffentlichung auf anderen Portalen sei von den Stadtwerken nicht vorgesehen.

Der VRS sieht den Vorschlag ebenfalls durchweg positiv: „Im Sinne der von uns angestrebten Barrierefreiheit wäre dies ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, hieß es aus Köln. Wenn die Betreiber von Rolltreppen und Aufzügen die entsprechenden Daten zur Verfügung stellten, würde man sie gerne verarbeiten. Zudem wies der Verkehrsverbund auf die bereits bestehende App „DB Bahnhof live“ hin, auf der sich die Fahrgäste unter anderem darüber informieren können, wo sich die Aufzüge in den Bahnhöfen befinden und ob sie funktionieren.

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