Einsatz in der Pflege noch nicht möglich Pflegeroboter Pepper soll alte Menschen begleiten

Bonn · Forscher aus Kiel und Siegen stellen im Deutschen Museum einen Assistenzroboter vor. Unterhalten können sie Senioren zwar schon, aber Pflegearbeiten übernehmen? Nein.

 Peter Mecke (76) unterhält sich mit Roboter Pepper. Schüler Simon Schraa vom Tannenbusch-Gymnasium erklärt ihm das Gerät.

Peter Mecke (76) unterhält sich mit Roboter Pepper. Schüler Simon Schraa vom Tannenbusch-Gymnasium erklärt ihm das Gerät.

Foto: Nicolas Ottersbach

Charme haben die Entwickler dem Assistenzroboter Pepper noch nicht einprogrammiert. Mit einem Druck auf das Tablet, das die knapp 1,20 Meter große Maschine an ihrer Brust montiert hat, schätzt sie das Alter. Und macht aus dem 29-jährigen GA-Redakteur einen 61 Jahre alten Mann. „Das wird an der Vintage-Brille liegen“, erklärt eine Programmiererin von der Fachhochschule Kiel, den groben Schnitzer. „Sonst funktioniert das ganz gut.“

Wie gut, das haben Schüler des Tannenbusch-Gymnasiums und Senioren im Deutschen Museum erfahren. Dort konnten sie den Roboter, der in Frankreich gebaut und an den Hochschulen in Kiel und Siegen programmiert wird, testen und über die Zukunft in der Pflege diskutieren. Pepper soll Pflegern und alten Menschen zwar zur Seite stehen. Wirkliche Pflegearbeiten übernimmt er allerdings nicht. Er ist vielmehr ein rollendes Unterhaltungsprogramm, das Memory spielt, Tai-Chi-Übungen vormacht und Schlager abspielt – oder Macarena tanzt. Dann bewegen sich die beiden Arme, die auch über Ellenbogen und Finger verfügen, zur Musik. Statt Füßen hat Pepper Rollen – weil es zu kompliziert ist, den menschlichen Gang und das Gleichgewicht zu imitieren. Ansonsten ist der weiße Plastikkörper dem eines Kindes angelehnt. Große schwarze Augen, in denen Sensoren eingebaut sind, verfolgen denjenigen, der gerade vor Pepper steht. „Das alles funktioniert mit einem Prozessor, der auch in Smartphones steckt“, erklärt Jens Lüssem von der Fachhochschule Kiel, die mit der Uni Siegen Robotik in der Altenpflege erforscht.

Wie menschlich darf ein Roboter sein?

Was anfangs befremdlich ist, wird binnen weniger Minuten zur Normalität: Pepper an der Hand zu fassen, die kleinen, mit grauem Gummi überzogenen Fingerkuppen zu streicheln. Oder sanft über den warmen Kopf zu fahren, bis Pepper wie ein kleines Kind kichert. „Das ist eine zentrale Frage, mit der wir uns beschäftigen. Wie menschlich soll und darf so ein Roboter wirken?“, sagt Lüssem. Auch die Schüler gingen dieser Frage nach – und kamen zum selben Schluss wie die teils 60 Jahre älteren Senioren. „Einen Menschen kann so ein Roboter nicht ersetzen“, sagt der Informatikschüler Simon Schraa und stimmte damit seinen beiden Mitschülerinnen aus dem Ethik-Kurs zu. „Aber er kann in der Pflege unterstützen und dafür sorgen, dass die Pfleger mehr Zeit für die Patienten haben.“

Gedächtnisspiele und Tanz

Erfahrungen dazu gibt es bereits. Denn Pepper wird seit etwa anderthalb Jahren im Siegener Marienheim eingesetzt. Dort sind vor allem Gedächtnisspiele gefragt, die sich die Senioren gewünscht haben. Pepper fragt zum Beispiel, welches der beiden Fotos, das auf dem Bildschirm gezeigt wird, der Vogel ist. Entweder antwortet er „Du bist schlau“ oder „Versuch's noch mal“. Lässt man Pepper das Gesicht des Gesprächspartners fotografieren, erkennt er einen im Vorbeigehen. „Er soll die Senioren ansprechen und zum Mitmachen motivieren. Er kann aber auch Tipps geben“, sagt Lüssem. Das geht soweit, dass Pepper die Arme nach oben reißt, um auf sich aufmerksam zu machen.

Der 76-jährige Peter Mecke hat sofort Gefallen an Pepper gefunden. „Was man damit machen kann, hängt ja auch davon ab, ob jeder einen Roboter bekommt oder nur einer auf dem Flur steht“, sagt er. Grundsätzlich kann er sich gut vorstellen, von Pepper begleitet zu werden. „Aber die Angst davor spielt sicherlich bei Vielen eine Rolle, er ist eben keine Mensch.“ Zum Schluss lässt Mecke Pepper noch „An der Nordseeküste“ spielen. „Das ist aber ganz schön leise“, sagt Mecke und wendet sich an Simon Schraa. Ganz ohne Menschen funktioniert es eben noch nicht.

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