Problem für Stadt und Modellbauer Pflanzenplage im Bonner Rheinauensee

BONN · Zum Saisonstart kann auf dem Rheinauensee erst einmal kein Modellboot fahren. Der Grund ist ein grüner Teppich aus Schlingpflanzen und Algen, der auf dem See schwimmt. Nun will die Stadt das Problem lösen. Nur wie?

Während dem Kapitän der Titanic einst ein Eisberg zum Verhängnis wurde, müssen die Kapitäne des Schiffmodellclubs Bonn (SMC) in der Rheinaue mit einer Pflanzenplage kämpfen. Zum Saisonstart am Montag konnten sie kein Schiff ins Wasser setzen. Die sieben neuen Boote wurden an Land getauft. Doch die Stadt überlegt derzeit, wie sie dem Problem Herr werden kann.

„Die Schiffe gehen etwa zwei bis drei Zentimeter unter die Wasseroberfläche, die Wasserpflanzen hängen also ganz schnell im Propeller fest“, erklärte der SMC-Vorsitzende Ewald Schmitt (68). Dadurch könne die Elektronik der Schiffe kaputt gehen – dabei steckten die Mitglieder des SMC viel Geld in ihr Hobby. „Nach oben ist keine Grenze gesetzt, aber hier im Verein dürften das im Durchschnitt zwischen 500 und 600 Euro pro Schiff sein.“

Am Samstag hatte der Verein noch versucht, den Schiffchensee in der Rheinaue etwas zu reinigen. Bei gutem Wetter wachse aber alles so schnell, „da kommen wir nicht hinterher“, so Schmitt. Schon im vergangenen Jahr konnten die Modellbauer den See kaum nutzen, weil neben den Schlingpflanzen zu viele Algen darin wuchsen. Von Letzteren sind nach dem Winter die ersten schon wieder da. „Ich bin mehr als nur ein bisschen sauer“, sagte Schmitt. „Es muss etwas getan werden.“

Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller, die gekommen war, um die Schiffe zu taufen, konnte den Modellkapitänen erst mal nur wenig Hoffnung machen und verwies auf eine Kleine Anfrage der Sozialliberalen zum Thema: Die erfuhren von der Stadt, dass über eine Grundreinigung noch nicht entschieden sei (siehe „Der Kampf gegen Schlingpflanzen und Algen“). Am Dienstag teilte die Stadt mit, dass sie nun die Wasserpflanzen mähen lassen wolle.

Für den Modellbauverein gibt es im Bonner Raum zum Rheinauensee keine Alternative. Schmitt will nun die Stadt fragen, ob sein Verein den etwas kleineren See am Fuße des Post Towers nutzen könne. Das Wasser darin kommt aus dem Kühlsystem des Hochhauses. Modellbauer Volker Glock glaubt nicht daran, dass die Stadt das Algenproblem schnell löst. „Als ich vor fünf Jahren nach Bonn zog und in den Verein eintrat, war der See hier hervorragend geeignet. Heute ist es eine Katastrophe.“ Das sei schade, auch für Zuschauer.

„Früher waren die Ränge hier oft voll Publikum, aber wenn hier nichts mehr fährt, bleibt auch der Nachwuchs weg.“ Für Glock hatte der verregnete Saisonstart dennoch einen schönen Moment – die Taufe seiner zwei neuen Modellboote: das Seenotrettungsboot „SAR Wuppertal“ und ein Sumpfgleiter, wie man ihn aus dem Everglades-Nationalpark kennt. Die „Wuppertal“ stammt zum Teil aus dem 3-D-Drucker, der Sumpfgleiter ist ein Fertigmodell, das Glock aber neu gestaltet und dekoriert hat. „Insgesamt habe ich neun Boote, und das nächste ist schon in Planung“, sagte der 61-Jährige. Schiffmodelle sind seit 1989 sein Hobby, für das er seit der Pensionierung noch mehr Zeit hat.

Der Schiffmodellclub Bonn (SMC) wurde 1975 gegründet. Die Mitglieder bauen und fahren überwiegend per Funk gesteuerte Schiffsmodelle, die durch Elektromotoren oder Dampfmaschinen angetrieben werden. Außerdem gibt es Modellsegler, die nur vom Wind bewegt werden. Zur Bundesgartenschau 1979 war der Verein am größten – heute hat er noch 68 Mitglieder. „Zur Zeit ist es sehr schwer, Jugendliche für unser Hobby zu gewinnen und dauerhaft zu begeistern“, heißt es auf der SMC-Website. Von April bis Oktober treffen sich die Modellbauer mittwochs (ab 19 Uhr) und sonntags (ab 10 Uhr) in der Rheinaue oder am Kahnweiher Asbach.

Infos aufwww.smc-bonn.de

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