Rosenmontagszug Pferde bleiben bei Bonner Karneval im Stall

Bonn · Die Karnevalssession ist gerade mal eine Woche alt, liefert aber fast täglich betrübliche Nachrichten. Aktuell sorgen die Entscheidungen der großen Corps in Sachen „Pferde im Rosenmontagszug“ für Gesprächsstoff.

Zugpferde, die die Bagagewagen ziehen, werden mangels alternativer Antriebsmittel wohl mitgehen. Der Generalstab der Beueler Stadtsoldaten hat jetzt entschieden, dass das Reitercorps ohne Pferde am Bonner Rosenmontagszug teilnehmen wird.

Für den Transport des Wurfmaterials suchen die Beueler noch nach Alternativen. „Diese Entscheidung gilt auch für den Weiberfastnachtszug in Beuel und den LiKüRa-Zug“, erklärte gestern Kommandant Hans Hallitzky dem GA. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren die Absage der Reitställe und ein schwerer Kutschenunfall des Gespannführers von Kommandant Hallitzky.

„Ein Reitstall, mit dem wir seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten, hat uns mitgeteilt, dass er seine Pferde nicht mehr im Karneval einsetzt. Er und seine Familie fürchten Konsequenzen für das Unternehmen, weil der Betrieb in der vergangenen Session Drohungen erhalten hat“, sagte Hallitzky.

Aber für die Führungsriege der Beueler gibt es einen weiteren Grund: Wer haftet für die Folgen eines Reitunfalls im Karnevalsumzug? Diese Frage beschäftigt den Kommandanten: „Auch in der Vergangenheit war ich nach jedem Zug froh, wenn ich die Nachricht erhalten habe, die Pferde stehen wieder sicher und unverletzt im Stall. Das muss ich mir in der aktuellen Situation nicht mehr antun.“

Am kommenden Montag entscheidet der Generalstab der Ehrengarde über das Thema Pferde. Der geschäftsführende Vorstand hat bereits eine Empfehlung ausgesprochen: Verzicht auf Reitpferde. Auch auf Pferdegespanne soll verzichtet werden. „Der Kampf um die Pferde lohnt sich nicht mehr. Die Tierschützer haben gewonnen“, sagte Kommandant Thomas Janicke.

Die vom Festausschuss Bonner Karneval initiierte Verschärfung der Richtlinien zur Mitnahme von Pferden im Rosenmontagszug habe zwar der Sache einen Bärendienst erwiesen, „aber auch ohne den Streit zwischen Corps und Festausschuss war das Ende der Pferde absehbar“. Janicke ist sicher: „Das muss nicht das Ende der Pferde im Karneval bedeuten. Wir denken als Ersatz über Reitquadrillen und Herbstjagden nach.“

Ralf Wolanski, Kommandant der Bonner Stadtsoldaten, zeigt Verständnis für die Entscheidung der Kollegen: „Bei all dem, was geschehen ist, verwundert mich das nicht. Wir entscheiden nächste Woche im Generalstab unser Vorgehen. Auf die Pferde vor den Bagagewagen können wir nicht verzichten, weil es sich um historische Pferdegespanne handelt.

Ob unsere Kavalleristen auf Pferden sitzen werden, hängt auch davon ab, ob wir Pferde ausleihen können.“ Und der Streit mit dem Festausschuss? „Den haben wir so weit wie möglich beigelegt“, so Wolanski. den das unabgestimmte Vorgehen des Festausschusses sehr enttäuscht hat.

Stephan Eisel, Vize-Präsident des Festausschusses, sagt zum Streit: „Wir haben die Wünsche der Vereine in die Richtlinien eingearbeitet. Ich bleibe dabei: Der Streit war nicht nötig. Der Handlungsbedarf war nach den Ereignissen des Vorjahres zwingend erforderlich.“

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