Bauarbeiten zwischen Brühl und Sechtem Pendler-Chaos: Bahn arbeitete nicht rund um die Uhr

Bonn · Nach dem Pendler-Chaos am Bonner Hauptbahnhof schaltet sich nun die Eisenbahngewerkschaft ein. Sie fordert eine bessere Koordinierung der Baumaßnahmen und kritisiert die Deutsche Bahn.

 Großes Gedränge am Hauptbahnhof: Auslöser war eine Baustelle bei Sechtem.

Großes Gedränge am Hauptbahnhof: Auslöser war eine Baustelle bei Sechtem.

Foto: privat

Die Deutsche Bahn tritt einer Kritik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) entgegen, sie habe auf der Baustelle zwischen Sechtem und Brühl nicht durchgehend im Dreischicht-Betrieb gearbeitet, um hohe Nachtzuschläge zu sparen. Der EVG-Vorsitzende Rainer Bohnet hatte gesagt: „Das Kommunikationschaos, die lebensgefährliche Situation für die Fahrgäste im Bonner Hauptbahnhof und die Bauplanung für die Erneuerung der Oberleitung zwischen Sechtem und Brühl spotteten jeder Beschreibung.“

Vor allem empörte er sich über die Koordinierung der Baustelle, die bis zum 22. Mai zwei Wochen lange arge Einschränkungen für Pendler bedeuteten: „Üblicherweise wird zur Minimierung der Sperrzeiten auf Bahnbaustellen rund um die Uhr gearbeitet. Offenbar wurde darauf verzichtet, weil ansonsten ein Nachtzuschlag gezahlt werden müsste.“

Eine Bahnsprecherin aus Düsseldorf räumte zwar ein, „dass nicht immer 24 Stunden täglich gearbeitet wurde“. Sie begründete das aber vor allem mit einer „Empfehlung des Kampfmittelräumdienstes“.

Bei den vorbereitenden Maßnahmen für einen lange dauernden Austausch der Oberleitungen auf dem Streckenabschnitt im ersten Quartal 2018 habe man diesen Dienst im Vorfeld eingeschaltet. „Und er kam zu dem Ergebnis, dass es aufgrund der Nähe zu Siedlungsräumen sicherer sei, bei Tageslicht zu arbeiten“, so die Bahnsprecherin. Wo es möglich war, hätten die Bauarbeiter durchgehend gearbeitet.

Fahrgastfreundliches Baustellenkonzept gefordert

Auf die Frage, ob im kommenden Jahr bei der mehrmonatigen Sanierung 24 Stunden täglich durchgearbeitet werden könne, sagte die Bahnsprecherin, dass das genaue Baustellenkonzept samt Auswirkungen auf den Schienenverkehr noch nicht feststünde. Die DB werde aber versuchen, einen Rundumbetrieb zu ermöglichen. „Es liegt aber nicht immer nur an uns. Es hängt auch an den bauausführenden Betrieben.“

Mit Blick auf die anstehende Sanierung der Oberleitungen kritisiert Rainer Bohnet den offenbar hohen Kostendruck bei solchen Baustellen: „Der geht zwangsläufig zulasten der Fahrgäste und des gesamten Bahnsystems, und deshalb fordern wir von der Deutschen Bahn, dass Gesamtsperrungen von Strecken oder die komplette Abbindung von Großstädten, wie jüngst in Wuppertal geschehen, künftig ausgeschlossen werden, auch wenn die Baumaßnahmen hierdurch teurer werden sollten.“ Die Forderungen der Eisenbahngewerkschafter gehen noch weiter.

Bohnet: „Bahn, National Express, TransRegio und der Nahverkehr Rheinland (NVR) sowie die Städte und Kreise müssen sich frühzeitig an einen Tisch setzen und ein fahrgastfreundliches Konzept erarbeiten, das anschließend umfassend und frühzeitig kommuniziert wird.“ Für Bohnet gehört dazu eine generelle Freigabe der Fernverkehrszüge für alle Pendler, die die Bahn zuletzt „aus logistischen Gründen“ ablehnte. Sie gab per Ansage vereinzelte Fahrten frei. Die EVG hält außerdem eine Taktverdichtung der Linie 16 für die Zeit der Sanierung für geboten – und zwar im Zehn-Minuten-Takt bis Bonn Hauptbahnhof.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort