Glosse zur technischen Störung Parkleitsystem in Bonn nur mit Humor zu ertragen

Meinung | Bonn · Stadt und Stadtwerke haben sich entschieden, den ersten Artikel des Rheinischen Grundgesetzes auf ihr defektes Parkleitsystem anzuwenden: Et es wie et es. GA-Redakteur Andreas Baumann hält mit dem elften Artikel dagegen: Do laachs de disch kapott.

 An guten Tagen zeigt das Parkleitsystem am Bonner Stadthaus die richtige Zahl freier Parkplätze an. Da das System fehlerhaft ist, können es an einem anderen Tag völlig Unsinns-Zahlen sein.

An guten Tagen zeigt das Parkleitsystem am Bonner Stadthaus die richtige Zahl freier Parkplätze an. Da das System fehlerhaft ist, können es an einem anderen Tag völlig Unsinns-Zahlen sein.

Foto: Benjamin Westhoff

Reden wir über das Rheinische Grundgesetz. Es ist schon erstaunlich, dass Stadtwerke und Stadtverwaltung den Artikel 1 (Et es wie et es) auch dann berücksichtigen, wenn Otto-Normal-Autofahrer dafür keinerlei Verständnis aufbringen mag. Da hat der GA neulich über eine sagenhafte Digitaltafel am Bertha-von-Suttner-Platz berichtet, auf der die freien Stellplätze in diversen Parkhäusern angezeigt werden sollen.

Im Prinzip eine sinnstiftende Sache in der staugeplagten Stadt, in der Praxis leider das genaue Gegenteil. Am 18. Mai etwa, einem Samstag (!), wies das „Leitsystem“ atemberaubende 244 freie Plätze in der Marktgarage aus, vor der in Wahrheit selbstredend eine lange Warteschlange stand. Am vergangenen Samstag ein neuer Versuch: Auch diesmal durften kritische Geister durchaus Verdacht schöpfen, als gegen 20 Uhr laut Anzeigetafel in allen Parkhäusern exakt noch jeweils ein Stellplatz frei sein sollte. Minuten später in der Marktgarage – ja, Sie ahnen es – jede Menge leere Parktaschen.

Die Erklärung von Stadtverwaltung (Eigentümerin von Hard- und Software des Systems) sowie Stadtwerken (Betreiberin der Garagen) lautet bekanntlich in Kurzform: Wir wissen, dass die Technik spinnt, wollen sie aber nicht abschalten, weil sie manchmal funktioniert. Ist also nix mit dem rheinischen Artikel 5 (Et bliev nix wie et wor).

Man fragt sich allerdings, nach welcher geheimnisvollen Logik die Blödsinns-Zahlen auf der Anzeigetafel erscheinen. Entsprechen sie vielleicht der aktuellen Zahl von Arbeitern auf der Baustelle in der Beethovenhalle? Der Quersumme der jeweiligen Verspätung aller SWB-Busse im Stadtgebiet in Minuten? Der Anzahl verkaufter Grinse-Beethoven-Figuren? Oder verhält es sich wie beim Ballonfestival in der Rheinaue, das ja vollständig den Launen des Wetters ausgeliefert ist und schon so manchen geplanten Ballonstart verschieben musste?

Mit den Gebeinen im fränkischen Gräberfeld in Beuel, das die Archäologen kürzlich freigelegt haben, kann der willkürliche Wandel auf der Anzeigetafel jedenfalls nichts zu tun haben: Deren Zahl bleibt ja beruhigenderweise konstant. Bonn und das „Leitsystem“: Do laachs de disch kapott (Artikel 11).

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