Der nördlichste Punkt der Toskana Park Härle ist ein Kleinod in Oberkassel

BONN · Zu Besuch im Arboretum Park Härle in Oberkassel - eine Anlage, die zur Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas gehört und durch die Stiftung Arboretum Park Härle betreut wird.

 Gartenserie im Arboretum Park Härle

Gartenserie im Arboretum Park Härle

Foto: Benjamin Westhoff

Der Gärtner kauft nicht, er tauscht. Und so steht Michael Dreisvogt an diesem Tag im Souterrain des alten Landhauses, wo er gewöhnlich die Pflanzen umtopft, und wickelt ein Paket aus England aus. Es sind Farne, die künftig den Park Härle in Oberkassel bereichern werden. Eine spezielle Art von Farnen, die es hierzulande nicht an jeder Straßenecke gibt. Beim nächsten Mal, wenn die Engländer etwas brauchen, das auf der knapp fünf Hektar großen Fläche zu beiden Seiten der Büchelstraße wächst, schickt Dreisvogt eben ein Päckchen in die andere Richtung. „Es ist ein Geben und Nehmen, mal bekommt der eine mehr, mal der andere“, sagt er. Die Freunde der Botanik, sie scheinen fern kapitalistischer Systeme ihren ganz eigenen Weg zu gehen.

Aber ohne Geld funktioniert auch das Arboretum nicht, das vielen Bonnerinnen und Bonnern bis heute verborgen geblieben ist, sicher auch wegen der verwunschenen Lage im Hang zwischen dem besiedelten Oberkassel und der viel befahrenen Bundesstraße 42. Die Autos rauschen eben meistens vorbei, ohne groß Notiz zu nehmen vom Waldpark, dem Maarsee, der Obstwiese, dem neuen Garten und dem Alten Park mit dem Landhaus unterhalb der Büchelstraße, das der Jurist Carl Härle im Jahr 1921 erwarb. Damals übrigens schon mit der alten Zeder und dem mächtigen Mammutbaum, die schon zu Zeiten des Vorbesitzers, dem damaligen Direktor der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft Franz Carl Rennen, dort standen.

Stammkapital von sechs Millionen Euro

Dass der Park heute dank einer Stiftung mit einem Stammkapital von sechs Millionen Euro erhalten wird, geht auf die beiden Töchter Härles zurück. Maria (1918 bis 1996) und Regina Härle (1921 bis 2000) entwickelten den Park bis zu ihrem Tod weiter. Schon zu Lebzeiten war ihnen klar, so erzählt Dreisvogt, dass das Überleben des Parks davon abhängig ist, wie sehr sie selbst sich bescheiden können. Auf eigenen Luxus legten die Damen offenbar keinen Wert. Keine schnellen Sportwagen, keine Pelzmäntel aus edlem Nerz. Selbst das von außen stattlich anzusehende Wohnhaus Härle, das ein paar Meter vom alten Landhaus entfernt steht und in dem Dreisvogt heute mit seiner Frau und den beiden Kindern lebt, ist funktional ausgerichtet. „Der Hauptraum diente zur Aufbewahrung der Kunstsammlung des Vaters. Die Zimmer der Töchter sind gerade mal zehn Quadratmeter groß“, sagt Dreisvogt. Seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet der Landschaftsgärtner nun in Oberkassel.

Die Grundideen der Schwestern verfolgt er weiter. Im neuen Garten wechseln die Farben der Pflanzen auf dem Hauptweg von sattem Grün in hellere Töne. Die beiden hätten ein gutes Auge für Kompositionen gehabt. Aber einen Garten zu pflegen, darunter verstehen Dreisvogt und der Stiftungsvorstand auch Veränderung. „Vielfalt ist der beste Schutz“, sagt der Leiter. Als der Schädling Buchsbaumzünsler seinen Weg in den Park fand, haben die Gärtner sich von vielen Buchsbäumen getrennt und auf andere Pflanzen gesetzt.

Erst kürzlich konnte die Stiftung ein Stück Land auf einer Anhöhe zukaufen. Dreisvogt bereitet es gerade für eine Bepflanzung vor. Von dort blickt der Besucher auf die Parkanlage und das Siebengebirge, die „nördliche Toskana“, wie Dreisvogt das nennt. Im Hintergrund fahren vernehmbar die Autos über die B 42. 1975 verkauften Härles einen Teil ihres Grundstücks für den Bau der Schnellstraße und finanzierten aus dem Erlös den weiteren Ausbau. Das geflügelte Wort, nach dem weniger manchmal mehr ist, hatte sich aufs Neue bewahrheitet.

Die Serie: Mit einem Besuch im Park Härle endet die zehnteilige Serie „Im Grünen“ , in der sich der GA dem Thema Gärten und Parks widmete.

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