Teurer als die Beethovenhalle Opern-Sanierung wird Bonn mehr als 75 Millionen Euro kosten

Bonn · Die Instandsetzung des Opernhauses wird offenbar teurer als die Sanierung der Beethovenhalle. Dabei sind bis zum Jahr 2020 aber nur 12,7 Millionen Euro für alle Theaterstandorte vorgesehen. Zu wenig.

Zwar wollen Stadtverwaltung und das Theater Bonn erst Ende Juni konkrete Zahlen vorlegen. Wie der GA aus zuverlässiger Quelle erfuhr, hat das beauftragte Fachbüro Daberto und Kollegen aber eine zwei Jahre alte Kostenschätzung des Theaters weitgehend bestätigt. Demnach werden die Arbeiten die Stadt mehr als 75 Millionen Euro kosten. Für die Bonner Beethovenhalle nannte die Verwaltung zuletzt 61,5 Millionen Euro.

In der 52 Jahre alten Oper müssen unter anderem massive Brandschutzmängel behoben werden. Zusätzliche Sprinkleranlagen, Rauchmelder, feuerfeste Bodenbeläge auf den Fluchtwegen, rauchdichte Türen, schwer entflammbare Wandverkleidungen – die Liste ist lang und dringlich. Dazu kommen Arbeiten am Dach, an den Fassaden, den Terrassen und Balkonen, der Haus-, Klima- und Bühnentechnik, am Orchestergraben.

Die Kessel der Warmwasseraufbereitung müssen ersetzt werden, weil sie so marode sind, dass das Wasser nicht mehr ausreichend erhitzt werden kann und Legionellenbefall droht. Um das Personal zu schützen, montieren Techniker alle paar Wochen neue Spezialduschköpfe in den Duschen – was nach Theaterangaben rund 40.000 Euro im Jahr verschlingt.

Bonns Finanznot wird größer

Die dringendsten Brandschutzmaßnahmen in der Oper sollen nun so schnell wie möglich begonnen werden. Die gesamte Instandsetzung wird sich über mehrere Jahre erstrecken und vor allem in den spielfreien Wochen stattfinden. Das Theater schlägt vor, dabei auch einen Anbau mit Lastenaufzug an der Rheingasse zu errichten, um die Anlieferung zu erleichtern und die Lärmbelastung für die Anwohner zu reduzieren.

Die Instandsetzung der Oper wird Bonns Finanznot weiter vergrößern, zumal auch die Schauspielbühne in Bad Godesberg angepackt werden muss (siehe „Zwölf Millionen für die Kammerspiele?“). In der bisherigen Haushaltsplanung sind bis zum Jahr 2020 aber nur 12,7 Millionen Euro für alle Theaterstandorte vorgesehen.

Rundgang durch die Bonner Oper

Da die Stadt die Investitionen nur mit Krediten stemmen kann, vergrößern neben den Abschreibungen vor allem die Zinsen ihre jährlichen Defizite. Das könnte den angepeilten Haushaltsausgleich in vier Jahren erschweren. „Der Ausgleich 2021 ist unbedingt zu erreichen“, betont Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Erst vor Kurzem hat die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken der Kommune das erneut ins Pflichtenheft geschrieben: Falls die Planung sich verschlechtere, müsse die Stadt Ausgleichsmaßnahmen treffen – also anderswo sparen oder Steuern erhöhen.

Offen ist, wer die komplexe Instandsetzung der Oper bei laufendem Betrieb leiten soll. Generalintendant Bernhard Helmich macht nicht den geringsten Hehl daraus, dass er ins Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) kein Vertrauen hat. Gerade erst hat das Rechnungsprüfungsamt einen Bericht zum Haus der Bildung in der Innenstadt vorgelegt, in dem das SGB als Bauherr heftig kritisiert wird. Das Projekt ist mit rund 27 Millionen Euro etwa acht Millionen Euro teurer geworden als geplant – und konnte 2015 erst mit anderthalb Jahren Verzug eröffnet werden.

Bislang keine abschließende Klärung

Helmich würde die Federführung für die Instandsetzung der Opern lieber beim Theater selbst ansiedeln, das dafür wohl eine kleine Gruppe von Fachleuten anstellen müsste. Seit 2014 hat es bereits einen eigenen Architekten, der sich anstelle des SGB um die laufende Bauunterhaltung kümmert. Eine Entscheidung steht aus: „Die Projektstruktur und damit auch die Frage der Verantwortung des Bauherrn ist noch nicht abschließend geklärt“, sagt Stefanie Zießnitz aus dem Presseamt.

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