Neuorganisation im Erzbistum Köln Nur noch ein Dekanat für Bonn

Bonn · Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher wird Oberhaupt mit neuen Aufgaben. Die bisher vier Dechanten verlieren den Titel, halten die Veränderung aber für sinnvoll.

Stadtdechant Wilfried Schumacher (links), hier bei der Messe zum Abschluss des Festes der Stadtpatrone am Dienstagabend, ist ab Januar der einzige Dechant in Bonn.

Stadtdechant Wilfried Schumacher (links), hier bei der Messe zum Abschluss des Festes der Stadtpatrone am Dienstagabend, ist ab Januar der einzige Dechant in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Wie alle Dekanate im Erzbistum Köln, so werden auch in Bonn die vier Dekanate der katholischen Kirche neu geordnet. Demnach wird es ab 1. Januar 2017 nur noch ein Dekanat Bonn geben, das der bisherige Stadtdechant und Münsterpfarrer, Monsignore Wilfried Schumacher, leiten wird.

Die bisherigen Dechanten verlieren ihren Titel, bleiben aber leitende Pfarrer. Hintergrund: Bildeten früher etwa zehn bis 15 Pfarreien ein Dekanat, sind es heute aufgrund der Zusammenfassung in Seelsorgebereiche nur noch wenige.

In einigen Fällen ist das Dekanat sogar identisch mit einem Seelsorgebereich, erklärte Münstersprecher Reinhard Sentis.

Eine Änderung, die für die Gemeindebasis kaum spürbar wird. Die neue Dekanatsstruktur trage lediglich den Entwicklungen der vergangenen Jahre Rechnung, sagte Schumacher, der im Münster die Messe zum Abschluss des Stadtpatronefestes zelebrierte.

„Die Seelsorge vor Ort liegt weiterhin in den Händen der Kirchengemeinden und Seelsorgebereiche, die sich in vielerlei Weise und mit großem Engagement um die Bedürfnisse der Menschen vor Ort kümmern“, so Schumacher.

Der Entscheidung von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zur Neuordnung sei ein längerer Konsultationsprozess vorausgegangen. Eine große Mehrheit der Mitglieder des Priesterrates habe schließlich dieder Neuordnung zugestimmt.

"Es kommt nicht auf den Titel an"

Kommt das einem gewissen Machtverlust der bisherigen Dechanten gleich? „Nein. Gewiss nicht“, sagt Dechant Bernd Kemmerling, obgleich er wisse, dass einige Kollegen im Bistum nur ungern auf diesen Titel verzichteten.

Doch Kemmerling, Dechant des Gemeindeverbands Bonn-Mitte/Süd und leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Melbtal mit Sankt Sebastian, Sankt Barbara und Heilig Geist, findet: „Bei uns kommt es nicht auf den Titel an, sondern auf das, was man tut.“

Er begrüße die Neuordnung, da schließlich kein Dekanat mehr aus mindestens zehn Pfarrgemeinden bestehe. Allerdings: „Die Aufgaben sind nicht weniger geworden. Da werden wir uns als Geistliche überlegen müssen, wie wir sie in Zukunft aufteilen“, sagt er.

Als Beispiel nannte er die regelmäßigen Treffen der Priester, Pastoralreferenten und Diakone eines Dekanats oder die Sorge um die älteren und kranken Priester sowie die Betreuung der hauptamtlichen Mitarbeiter. „Es ist doch klar, dass der Stadtdechant das nicht alles allein machen kann“, so Kemmerling.

Ähnlich wie Bernd Kemmerling sieht auch der Endenicher Dechant Alfons Adelkamp vom Gemeindeverband Bonn-Nord die strukturelle Änderung gelassen: „Ich bin in meinen Gemeinden doch in erster Linie der Herr Pastor“, sagt er.

„Wenn mich einer mit Herr Dechant anspricht, meine ich sowie immer, der will mich eher ärgern“, sagt er mit einem Schmunzeln. Die Neuordnung sei für ihn eine sinnvolle und notwendige Maßnahme, sagt Adelkamp.

Kein Sinn in Zwischenebene

So denkt auch Bad Godesbergs Dechant Wolfgang Picken. Der Geistliche steht dem mit 25.000 Katholiken derzeit größten Seelsorgebereich im Erzbistum vor. Angesichts der Entwicklung in der katholischen Kirche sehe er ebenfalls keinen Sinn mehr in der Zwischenebene, sagte er.

„Aus ehemals 13 eigenständigen Gemeinden in Bad Godesberg ist ein Seelsorgebereich entstanden“, erklärte Picken. „Seit den Umstrukturierungen gibt es in manchen Bereichen des Erzbistums wie auch in Bad Godesberg noch einen Pfarrer, und der ist zugleich Dechant. In anderen Bereichen gibt es zwei oder drei Pfarrer und einer von ihnen ist Dechant. Das war Unsinn.“

Es habe also nahe gelegen, auf die Organisationsebene der Dekanate zu verzichten und auf die Leitenden Pfarrer in den Seelsorgebereichen als Bezugspersonen zu setzen. „Das besonders auch deshalb, weil Pfarrer als Leiter ihrer Gemeinden über Entscheidungsbefugnisse verfügen. Dechanten hingegen waren eher Moderatoren ohne eigene Rechte.“

Von Pickens Beueler Amtsbruder Wilfried Evertz war am Dienstag keine Stellungnahme zur Neuordnung zu bekommen.

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