Bonner Hallenbäder Nur ein Bad hat in den Weihnachtsferien geöffnet

Bonn · Nur ein einziges Hallenbad hat in Bonn über die Weihnachtsferien geöffnet. Schwimmer können nur zu bestimmten Zeiten ins Becken.

Die Rechnung ist einfach und macht die Entscheidung leicht: Nur ein städtisches Hallenbad in Bonn hat in den Weihnachtsferien geöffnet. Seit 27. November ist die Beueler Bütt wegen eines technischen Defekts auf unabsehbare Zeit geschlossen, und das Hardtbergbad hat ab diesem Samstag bis einschließlich Freitag, 12. Januar, wegen Instandsetzungsarbeiten zu. Bleibt zum Schwimmen für die Öffentlichkeit und die Schwimmvereine nur das Frankenbad.

Doch statt längerer Öffnungszeiten wurde die Zeit für Freizeitschwimmer samstags sogar von 16 Uhr auf 14.45 Uhr verkürzt. An den Feiertagen hat das Bad sowieso zu.

Wie lange das rund 50 Jahre alte Frankenbad dem Ansturm ohne gravierende Schadensmeldung standhält, ist fraglich. In der Beueler Bütt passierte nämlich folgendes: Nach Einschätzung der Stadt hing der Defekt an der Filteranlage im Mehrzweckbecken mit der Schließung des Lehrbeckens zusammen. Weil alle Schwimmer das Mehrzweckbecken nutzten, kam es zu einer hygienischen Mehrbelastung, die die Filteranlage nicht bewältigen konnte. Für das Frankenbad hat die Verwaltung im Sportausschuss folgendes zugesagt: Sollten größere Investitionen erforderlich werden, um den Betrieb sicherzustellen, wird die Verwaltung die Kosten ermitteln und der Politik einen Beschlussvorschlag vorlegen. Finanzielle Reserven für Reparaturen gibt es laut Stadtsprecher Marc Hoffmann nicht.

Im Bädergutachten der Unternehmensberatung Adam & Partner von 2012 wurde der Sanierungsbedarf des Frankenbads auf mindestens 14 Millionen Euro beziffert. Nahezu alle technischen Anlagen müssten erneuert werden. Es soll mit der Fertigstellung des Kombibads im Wasserland – voraussichtlich 2020 – geschlossen werden. Das Kurfürstenbad in Bad Godesberg ist mit Perspektive auf den Neubau seit 2016 zu und wird als Ersatzteillager für die anderen Bäder genutzt. Bei der Beueler Bütt schätzte der Gutachter den Sanierungsbedarf auf mindestens 2,5 Millionen Euro.

Für Ute Pilger, Vorsitzende des Stadtschwimmverbands, sind der Engpass und der Zustand der Bonner Bäderlandschaft besorgniserregend. Zumal sich Anfang Dezember herausstellte, dass im Freibad Rüngsi in Bad Godesberg die Filteranlage für etwa 1,5 Millionen Euro ertüchtigt werden muss.

Pilger hat vornehmlich die Kinder im Blick. „Alle sollen schwimmen lernen“, ist das Ziel. Doch das sei in Frage gestellt, wenn die Beueler Bütt für längere Zeit geschlossen ist und Schwimmunterricht ausfällt. Laut Presseamt schwimmen in der Bütt 14 Schulen, im Hardbergbad 16, im Frankenbad 33 und im SSF-Bad im Sportpark Nord 18.

Städtisches Badpersonalbaut Überstunden ab

Erwachsene könnten sich eine Ausweichmöglichkeit in der Umgebung suchen, Kinder nicht. „Wenn die Beueler Bütt zu ist, kommt dort das gesamte Sportangebot ins Wanken“, erläutert Pilger. „Der Beueler SC Rhenus ist ein reiner Schwimmverein und gerät durch die Situation in Schieflage.“ Pilger weist zudem auf den „ungeheuren Aufwand hin, der mit der Organisation eines verlässlichen Schwimmangebots verbunden ist. Das können Vereine unter diesen Umständen auf Dauer nicht zu leisten.“ Nach 20 Jahren Bäderdiskussion schwingt bei der früheren Leistungsschwimmerin Frustration mit. „Jeder weiß, dass Bäder Zuschussgeschäfte sind. Seit fünf Jahren gibt es das Bädergutachten. Alle haben sich auf den Neubau konzentriert. In die bestehenden Bäder wurde nur das Nötigste investiert.“

Laut Verwaltung steht eine „Bäderpauschale“ von 26 Millionen Euro zur Verfügung. Davon sollen Hardtbergbad und Beueler Bütt sowie die Freibäder saniert werden. Allerdings liegen noch keine konkreten Pläne vor. „Für die beiden Hallenbäder sind sicher 20 bis 22 Millionen Euro erforderlich“, sagte Hoffmann. 48 Mitarbeiter kümmern sich um alle Bonn Bäder. Hat nur das Frankenbad geöffnet, fragt man sich: Was machen die Mitarbeiter? Dazu Hoffmann: „In der Beueler Bütt sind noch täglich zwei Mitarbeiter für interne Arbeiten eingesetzt. Die anderen feiern jetzt Überstunden und Resturlaub ab.“

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