DRK verwandelt Büros in der Ermekeilkaserne in Schlafräume Notplätze für 300 weitere Flüchtlinge

BONN · Für die Vorbereitung blieb nicht viel Zeit: Am Freitag machte die Nachricht die Runde, dass die Stadt Bonn im Zuge ihrer Amtshilfe für das Land NRW in der ehemaligen Ermekeilkaserne seit gestern 300 zusätzliche Flüchtlinge unterbringen muss.

 Noch fehlt das Bettzeug: Ratsfrau Henriette Reinsberg macht sich ein Bild von den neuen Notplätzen in der Ermekeilkaserne.

Noch fehlt das Bettzeug: Ratsfrau Henriette Reinsberg macht sich ein Bild von den neuen Notplätzen in der Ermekeilkaserne.

Foto: Volker Lannert

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das dort bereits seit Anfang August die gleiche Anzahl an Flüchtlingen betreut, reagierte umgehend. Es trommelte am Wochenende viele ehrenamtliche Helfer zusammen. Mit der Feuerwehr und zahlreichen Bewohnern der bereits bestehenden Flüchtlingsunterkunft gleich nebenan richtete es in einem leerstehenden Bürogebäude Zimmer für die Neuankömmlinge her.

Eine Hauruck-Aktion, wie Peter Winter Montagmorgen berichtete. Der ehrenamtliche DRK-Kreisbereitschaftsleiter ist Rentner und seit langem unermüdlich für die DRK-Flüchtlingshilfe in Bonn im Einsatz. "Nach Hause komme ich im Moment nur noch zum Schlafen", sagte er schmunzelnd.

Etwas ernster blickte Georg Fenninger. Der Vorsitzende des DRK-Kreisverbands Bonn, im Hautberuf Geschäftsführer der Bonner CDU-Ratsfraktion, fragt sich, wie lange er noch die ehrenamtlichen Helfer zusammenbekommt. "Viele müssen sich ja frei nehmen, und wir wissen nicht, wie lange die Arbeitgeber da mitspielen."

Mindestens noch diese Woche muss der Betrieb im neuen Flüchtlingstrakt auf dem Kasernengelände mit ehrenamtlichen Mitarbeitern gestemmt werden, bis genügend neue hauptamtliche Kräfte gefunden sind. "Das wird aber noch gut funktionieren", ist Winter zuversichtlich.

Schausteller unterstützen das DRK

Fenninger und Winter sind allerdings auch froh über jede zusätzliche Unterstützung von außen. Weil so schnell keine weiteren Sanitärcontainer aufzutreiben waren, kam die Idee auf, bei Bonner Schaustellern nachzufragen, ob sie für die Übergangszeit Toilettenwagen übrig hätten. Schausteller Peter Barth reagierte prompt und stellte gleich zwei Wagen auf den Appellhof auf.

Fehlte noch das Bettzeug. Während Fenninger deswegen mit einem Altenheim in Köln telefonierte, erfuhr Winter, dass das städtische Sozialamt die Pakete mit Bettzeug und Wäsche liefern wird. "Damit können die Flüchtlinge wenigstens vernünftig schlafen", zeigte Fenninger sich erleichtert.

Allerdings fehlen noch Schränke und Stühle für die in Schlafräume umfunktionierten Büros. Die waren dann doch nicht so schnell aufzutreiben. Klagen hört man von den DRK-Leuten keine. Allen ist klar, dass man sich angesichts des nicht abreißenden Flüchtlingsstroms wohl noch auf viele Spontanaktionen gefasst machen muss. Nur über eine Sache ärgerte sich Winter.

Schlechte Organisation der Bezirksregierung

Mit 15 Helfern stand er gestern seit 18 Uhr parat, um die für diese Zeit angemeldeten 300 Flüchtlinge in Empfang zu nehmen. Bis zum späten Abend war jedoch kein Bus zu sehen. "Ich verstehe nicht, warum die Bezirksregierung das nicht besser organisieren kann", sagte er.

Dafür klappte die Organisation einer für Mittwochabend spontan anberaumten Bürgerversammlung in der Südstadt umso besser. Die örtliche CDU-Stadtverordnete Henriette Reinsberg hatte sich kurzerhand mit Lutherkirchen-Pfarrerin Ulrike Veermann in Verbindung gesetzt. Und die stellt dafür nun das Gemeindehaus zur Verfügung.

Das DRK lädt für Mittwoch ab 20 Uhr zu einer Bürgerinformation über die neue Unterkunft für zusätzlich 300 Flüchtlinge in das Gemeindehaus der Lutherkirche, Kurfürstenstraße, ein.

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