Kommentar zu Flüchtlingen Noch nicht alles gut

Bonn · Es ist zwar etwas ruhiger um die Flüchtlinge in Bonn geworden. Doch es ist noch nicht an der Zeit, entspannt in die Zukunft zu schauen - meint GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

Im Gegensatz zu den ersten Monaten in diesem Jahr ist es in Bonn relativ ruhig um die Flüchtlinge geworden. Ihre Zahl ist deutlich nach unten gegangen, und das heißeste Thema ist ebenfalls vom Tisch: Seit Sommer stehen die sechs Turnhallen, die Anfang des Jahres zum Entsetzen von Schulen und Vereinen adhoc in Notunterkünfte umgewandelt worden waren, dem Sport wieder zur Verfügung. Ende gut, alles gut? Keineswegs!

Coletta Manemann warnt zu recht davor, sich entspannt zurückzulegen . Die städtische Integrationsbeauftragte hat dabei nicht nur das fragile Abkommen mit der Türkei im Blick. Sie sieht aufgrund ihrer täglichen Arbeit einerseits mit Zuversicht, andererseits aber auch mit Sorge die riesigen Herausforderungen, die auf die Stadt noch zukommen werden. Ganz oben auf der Agenda stehen bezahlbare Wohnungen, die bekanntlich auch in Bonn Mangelware sind. Dass nun auch immer mehr Flüchtlinge auf den Wartelisten stehen, schürt den sozialen Unfrieden in der Gesellschaft zusätzlich und spielt rechten Populisten in die Hände. Zudem wächst der Frust bei vielen Geflüchteten, die sich im Behördendschungel verheddern. Nein, es ist noch lange nicht alles gut.

Das Team um Manemann, aber auch die anderen städtischen Mitarbeiter, die mit den Flüchtlingsthemen befasst sind, wissen um diese Probleme. Sie alle leisten viel, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Das steht außer Frage. Allein die Schaffung der zusätzlichen Unterkünfte in kürzester Zeit war ein Kraftakt. Ein Unding ist, dass die Stadt dafür bislang nicht angemessen finanziell ausgestattet wurde. Ob die ab 2017 geltende Pauschale pro Flüchtling reicht, wird sich erst beim nächsten Kassensturz zeigen.

Loben muss man auch die vielen ehrenamtlichen Helfer in der Stadt, die sich nach wie vor und unbeirrt von den teilweise mit so viel Hass erfüllten Debatten rund um das Flüchtlingsthema engagieren. Ohne das Ehrenamt wäre die Gesellschaft aufgeschmissen. Das gilt nicht nur für die Flüchtlinge.

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