Kommentar zur Verbrennung von Klärschlamm in Bonn Nicht unter Zeitdruck

Meinung | BONN · In der Frage, wie und wo der Bonner Klärschlamm in Zukunft entsorgt werden soll, hat die Stadtverwaltung akribischen Aufwand betrieben. Sie solle jetzt nicht unter Druck gesetzt werden, kommentiert Jutta Specht.

Die Bonner Stadtverwaltung favorisiert für die künftige Entsorgung von Klärschlamm einen Neubau an der Müllverwertungsanlage. Bis zum 10. Juli müssen die Politiker entscheiden.

Die Verwaltung hat sich Zeit gelassen mit ihrem Konzept für die künftige Klärschlammentsorgung. Angesichts der 800 Seiten starken Gutachten, der Machbarkeits- und Bewertungsstudien, hat sie einen akribischen Aufwand betrieben.

Es ist aber falsch, die Politiker jetzt unter Zeitdruck zu setzen. Die Verwaltung begründet die Eile damit, dass über eine Kooperation mit anderen Entsorgern als Alternative zum eigenen Neubau bis zum Sommer entschieden werden müsse. Die Stadtverwaltung selbst sieht diese Lösung mit mehreren Partnern nur als zweitbeste Variante.

Der Zeitdruck kann weder der Politik gefallen, noch ist das gut für die Zukunft. Für beide Varianten gibt es gute Argumente. Für eine langfristige Kooperation mit anderen städtischen Entsorgern mit festen vertraglichen Vereinbarungen spricht, dass Kommunen heute gar nicht absehen können, was in Sachen Entsorgung noch auf sie zukommt. Gemeinsam wären sie den Anforderungen auf dem hart umkämpften internationalen Müllmarkt und zu erwartenden weiteren gesetzlichen Vorgaben eher gewachsen.

Zwar wäre Bonn mit elf Prozent Beteiligung nicht alleiniger Herr des Verfahrens. Aber auch die Risiken würden geteilt. Für den Neubau einer Klärschlammverbrennungsanlage an der MVA spricht aus städtischer Sicht, dass Bonn weitgehenden Einfluss auf die Stadtwerke als Tochterunternehmen hat. Die Klärschlammentsorgung wäre aus heutiger Betrachtung für 40 Jahre gesichert, und bei einer optimalen Auslastung mit 35.000 Tonnen pro Jahr könnte die Stadt wirtschaftlich profitieren.

Die Fachleute sitzen in der Verwaltung. Sie müssen den Politikern mit ihrer Vorlage und ihren Erläuterungen die Entscheidungshilfen liefern. Es geht aber nicht, dass die sich so kurzfristig zwischen zwei grundlegend verschiedenen zukunftsweisenden Alternativen entscheiden müssen. Eine vernünftige Abwägung braucht mehr Zeit.

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