Premierenlesung im Haus der Bildung Neues Buch beschreibt Glücksorte in Bonn

Bonn · Von der Teestube bis Moby Dick: Ursula Kollritsch und Michèle Lichte präsentieren in einem neuen Buch ihre 80 Bonner Glücksorte. Die Beiden leben seit fast 20 Jahren in der Bundesstadt.

Was ist Glück und wo findet man es? Statt ewig dem Glück hinterherzujagen, haben sich Autorin Ursula Kollritsch und Fotografin Michèle Lichte in Bonn umgeschaut und dort 80 ganz persönliche Glücksorte gesucht – und gefunden. Ihr Buch „Glücksorte in Bonn“, das zu einer ganzen Serie von Glücksort-Büchern aus dem Verlag Droste gehört, präsentierten sie nun in einer Premierenlesung im Haus der Bildung. Kollritsch, eigentlich Roman-Autorin, hat sich mit diesem Buch zum ersten Mal in das Reisegenre begeben. Lichte hingegen, die als Fotografin und Bonn-Bloggerin viel in der Stadt unterwegs ist, bewegte sich auf bekannterem Terrain.

Beide sind keine Ur-Bonner, leben aber seit 2001 in der Bundesstadt. Und – wie sich erst jetzt herausstellte - waren sogar zu Beginn ihrer Bonner Zeit Nachbarinnen im Musikerviertel, ohne es zu wissen. Lichte ist von Frankreich aus kommend mit ihrem Mann nach Bonn gezogen. Kollritsch, die als studierte Slawistin vorher im Generalkonsulat in St. Petersburg gearbeitet hatte, fand in Bonn eine Stelle in einer PR-Agentur. „Bei mir war es ehrlich gesagt Liebe auf den zweiten Blick, die mich mit Bonn verbindet. Ich habe die Stadt lieben gelernt, als es dann Menschen gab, die ich liebte“, gesteht sie. Vielleicht stellten sich die beiden Autorinnen gerade durch die Perspektive der Zugezogenen, aber inzwischen leidenschaftlichen Bonnerinnen als Idealbesetzung für die „Glücksorte in Bonn“ heraus.

So finden sich in ihrem Buch 80 Orte, die selbst der ein oder andere Einheimische nicht kennt, so beispielsweise das winzig kleine Blumencafé Morgentau hinter dem Hauptbahnhof. Und so stellte sich im weiteren Verlauf der Lesung heraus, dass es so manche – dem Namen nach bekannte – Orte gibt, die aber die wenigsten Ur-Bonner schon besucht haben. Hierzu gehört auch das wohl berühmteste Schiff der weißen Flotte auf dem Rhein, Moby Dick: Unverkennbar und seit 1977 auf dem Rhein zu finden, aber die wenigsten Teilnehmer der Lesung sind selbst schon einmal mit ihm gefahren, wie sie sagten.

Die Atmosphäre eines Ortes

Kollritsch und Lichte haben in ihrem Buch Stationen zusammengefasst, die ihnen besonders erscheinen – durch eine besondere Bedeutung, eine besondere Atmosphäre oder aber, weil sie an diesen Orten einfach Glück empfinden. So finden sich beispielsweise das neue August-Macke-Haus, das Beethovenhaus, die Königswinterer Drachenfelsbahn, die Düne in Tannenbusch, die Zentralbibliothek im Haus der Bildung oder auch die Doppelkirche in Schwarzrheindorf im Buch.

In ihren kurzen Texten ist es Kollritsch gelungen, die besondere Atmosphäre eines Ortes oder auch seine Historie zu erzählen, so beispielsweise die rührende Geschichte hinter der Stube über dem Teeladen Gschwender am Dreieck. Die wenigsten wissen, dass es sich dabei um das Stammhaus des Familienbetriebs handelt, der von mehreren Geschwistern als Erbe der früh gestorbenen Eltern geführt wird. Auch ein objektiv hässlicher Ort findet sich ganz am Ende im Buch – der ICE-Bahnhof Bonn-Siegburg. „Ich bin immer glücklich, wenn ich dort bin. Und ich denke, ein solches Buch braucht auch mal einen Ort, der nicht ganz so schön und beschaulich ist“, begründet Kollritsch ihre Entscheidung, darüber zu schreiben.

Die Frage nach ihrem ganz persönlichen Lieblingsort beantworten die beiden wie aus der Pistole geschossen: „Darüber muss ich gar nicht lange nachdenken. Das sind für mich Bundeskunsthalle, Kunstmuseum und der Platz dazwischen“, so Lichte. „Ich liebe moderne Architektur, Minimalismus, Kunst und das Gefühl von Weite. Das finde ich alles an diesem Ort.“ Kollritsch ist da etwas unspezifischer: „Ich liebe Buchhandlungen und alles, was mit dem Rhein zu tun hat“, sagt sie über ihre Lieblingsorte. In dem, was sie an Bonn nicht so schön finden, sind sie sich einig: „Der Verkehr nervt momentan. Und manchmal stellt man eine gewisse Schwerfälligkeit fest, wenn es darum geht, in Bonn neue Dinge auszuprobieren. Dabei ist Bonn eine so tolle Stadt und hat noch unendlich viel Potenzial.“

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