Bauarbeiten Neuer Kanal unter Bonner Römerbad entsteht

Bonn · Was sich im Römerbad unter der Liegewiese abspielt, ist spektakulär. Die Badegäste bekommen nichts davon mit. Startschuss dafür war im vergangenen November.

Inzwischen kann man gut erkennen, wie der Kanal aussehen soll, und deshalb ließen sich die Mitglieder des Bau- und Vergabeausschusses sowie des Umweltausschusses das Verfahren am Donnerstagabend auf der Baustelle unter der Nordbrücke erklären.

Die Politiker durften auch den zwei Meter durchmessenden Kanal betreten und stellten fest: Tief unter der Erde zu arbeiten, hat an sehr heißen Tagen seine Vorteile. Dafür ist der Kanal zudem derzeit gut ausgeleuchtet, Kabel und Schläuche führen hinein. Die Wände sind extrem glatt, und das hat seinen Grund: Der neue Kanallauf weist ein Gefälle von gerade einmal einem Promille auf, also im Prinzip gar keins. Damit das Abwasser trotzdem zur Kläranlage Salierweg fließt und sich nichts am Boden absetzt, darf der Kanal innen keine raue Oberfläche haben.

Einzelteile wiegen bis zu 15 Tonnen

Dieser ist als „Stauraumkanal Leinpfad“ auf den Bauplänen eingetragen, zweigt auf Höhe der Kleingartenanlage Sommerbadsiedlung vom großen Hauptsammelkanal Süd ab und soll diesem zusätzliches Rückhaltevolumen sichern. Denn täglich werden die Abwasser aller Stadtteile von Graurheindorf bis Venusberg und von Castell bis Meßdorf über diesen Hauptkanal zur Kläranlage transportiert. Schon an trockenen Tagen sind es nach Information auf der Homepage der Stadt 410 Liter pro Sekunde, dazu kommt an Regentagen noch der Niederschlag.

Der neue Kanal wird insgesamt 433 Meter lang und besteht aus vielen Einzelelementen, die 3,50 Meter lang sind und laut Tiefbauamtsleiter Peter Esch jeweils 15 Tonnen wiegen. Sie wurden nicht in offener Bauweise in den Erdboden gesetzt, sondern unterirdisch mittels komplizierter hydraulischer Mechanik eingeschoben. Dafür musste die ausführende Baufirma Braumann erst mal ein Loch bohren: Ein großer Schneidekopf fraß sich durch das Erdreich und machte vor keinem noch so harten Gestein Halt. Der Bodenaushub wurde über Leitungsrohre zu einer Separieranlage gebracht. Die dient dazu, grobes Material auszusieben und das Bentonit auszufiltern, das man als Gleitmittel für die Bohrung verwendet.

Ersatz aus Kunststoff für alte Rohre

Entlang des Kanalverlaufs müssen laut Esch auch Zugänge eingerichtet werden, auch im Römerbad. Das werde natürlich nach Ende der Freibadsaison erledigt, die Besucher werden aufgrund der Aktivkohlefilter, die eingesetzt werden, davon aber auch in Zukunft nichts mitbekommen. Insgesamt kostet der Bau des neuen Kanals 6,2 Millionen Euro. Mit dieser Baumaßnahme wird laut Esch auch eine weitere vorbereitet: Die Klärschlammleitungen, die unter dem Rhein von der Beueler auf die Bonner Seite führen, sind in die Jahre gekommen und bestehen außerdem aus Asbestzement.

Die Rohre verlaufen zwar unter der Erde, kommen aber dennoch immer wieder mit Rheinwasser in Berührung und sind zersetzungsgefährdet. „Wir möchten die langfristig ersetzen.“ Die Alten Rohre werden aber nicht geborgen – das lohne sich nicht, sagte Erdtmann. Stattdessen soll ein Ersatz aus Kunststoff verlegt werden.

Die Mitglieder des Bau- und Vergabeausschusses hatten die Baustellenbegehung auf einen Sitzungstag verlegt. Diese Sitzung hielten sie im Medienraum des Betriebsgebäudes der Kläranlage Salierweg ab.

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