Bonn testet Berliner System Neue Müllbox kommt Behinderten entgegen

Bonn · Große Klappe, viel dahinter: Das Deutsche Rote Kreuz und Bonnorange testen den neuen "arc32" der Berliner Stadtreinigung. Dahinter verbirgt sich eine Müllbox, die Behinderten im wahrsten Sinn des Wortes entgegenkommt.

 Dank des neuen Gestells kann Claudia Keller die Mülltonne leichter erreichen.

Dank des neuen Gestells kann Claudia Keller die Mülltonne leichter erreichen.

Foto: Benjkamin Westhoff

Claudia Keller steuert in ihrem Rollstuhl die Mülltonnenanlage vor dem DRK-Haus an der Stockholmer Straße in Auerberg an. Sie öffnet den blauen Deckel und leert ohne große Anstrengungen die Altpapierbox aus ihrer Wohnung. „Das ist wirklich fantastisch. Wieso ist nicht schon viel früher jemand auf diese Idee gekommen?“, fragt Georg Fenninger und schaut auf die Konstruktion. „Da haben wir ja auch mal was Gutes aus Berlin bekommen“, sagt der DRK-Vorsitzende am Donnerstagnachmittag schmunzelnd zu Norbert Pauluweit vom Vorstand der Berliner Stadtreinigung.

Bei Pauluweit hatte die junge Designerin Evelyn Malinowska im Rahmen ihrer Masterarbeit den „arc32“ entwickelt – einen neuen Müllbehälter, der ganz bequem von Senioren, Behinderten oder Kindern genutzt werden kann. Im Gegensatz zu den üblichen Systemen werden dabei die einzelnen Abfallbehälter in einem Winkel von 32 Grad an einem Stahlbogen montiert. Dadurch können sie mit Rollstuhl oder Rollator angesteuert und leicht befüllt werden.

Bisher lief das Pilotprojekt ausschließlich in Berlin. Nun wird in es in Kooperation mit DRK und Bonnorange in Bonn getestet. „Es gibt bisher nur 13 Tonnen an zwei Standorten, drei davon stehen hier“, erläuterte Pauluweit. Auch Bonnorange-Chefin Kornelia Hülter ist von dem System begeistert. „Das erleichtert auch unseren Mitarbeitern die Arbeit“, stellt sie zufrieden fest. Anders als die Unterflurbehälter müssen die im „arc32“ platzierten Tonnen nicht mehr mühsam herausgehoben werden.

Sobald der Test beendet ist, möchte sie das System stadtweit anbieten. „Schon allein aufgrund des demografischen Wandels wird es in Zukunft immer wichtiger sein, dass wir Modelle entwickeln, die das Leben im Alter bequemer machen“, sagt Hülter.

Wie hoch die Kosten für eine solche Anlage sind, vermag sie noch nicht zu sagen. „Wir müssen erst einmal den Probelauf abschließen. Dann können wir etwas zu den Anschaffungskosten sagen. An den Gebühren für die Müllanfuhr wird sich nichts ändern, da unsere Standardtonnen verwendet werden.“ Auch Christoph Blessin vom DRK ist beeindruckt. „Alles beachten wir bei der Planung von Häusern und Wohnungen, nur an solch einfache Erleichterungen haben wir bisher nicht gedacht.“

Claudia Keller ist zufrieden, dass künftig nicht mehr nur ihr Mann für den Hausmüll zuständig ist. Nach den ersten Tests hat sie noch einen Verbesserungsvorschlag. „Es wäre schön, wenn auf dem Deckel in der Mitte noch ein weiterer Griff angebracht wird. Dann muss ich nicht mehr darunter fassen.“ Pauluweit und Malinowska nehmen die Anregung mit nach Berlin. „Das ist wirklich ein guter Hinweis“, erklärt die Erfinderin der barrierefreien Müllbox.

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