Verbände fordern Machbarkeitsstudie Neue Initiative für eine Seilbahn zum Venusberg

BONN · Neun Verkehrs- und Umweltverbände aus der Region haben sich zusammengeschlossen, um die Idee einer Seilbahnlinie zwischen Museumsmeile/Regierungsviertel und den Universitätskliniken auf dem Venusberg zu unterstützen.

"Der wachsende Verkehr zwischen den Unikliniken und den Tallagen in Bonn lässt sich idealerweise durch eine Seilbahn umweltfreundlich bewältigen", sagt Verkehrsplaner Johannes Frech vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Bonn/Rhein-Sieg (ADFC) im Namen der Initiative.

In einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, die Oberbürgermeister-Kandidaten und Ratsfraktionen fordern die Verbände und der Asta der Universität den Hauptausschuss auf, in seiner Sitzung am 15. September die schon seit Langem geforderte Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben.

Wie berichtet, hat der Bonner Verkehrswissenschaftler Professor Heiner Monheim schon seit langem die Idee einer Umlaufbahn in der Schublade. An dem Seil sollen zahlreiche Kabinen hängen, in die bis zu 35 Personen und auch Fahrräder passen. So käme an den verschiedenen Haltestellen alle 34 Sekunden eine Gondel vorbei.

Vorbild ist La Paz, der Regierungssitz Boliviens, wo es ein ähnliches System schon länger gibt. Drei Seilbahnlinien haben dort bereits den Linienverkehr aufgenommen, drei weitere sind in Bau. Bis zu 5000 Fahrgäste können dort pro Stunde transportiert werden.

Das Ziel: "UN-Campus" mit den Universitätskliniken verbinden

Ziel dieser Seilbahn soll es laut der Initiative sein, die künftige Bahn-Haltestelle "UN-Campus" hinter den Museen an der B9 mit den Universitätskliniken zu verbinden. Fahrgäste könnten dort umsteigen und so Entfernungen und Höhenunterschiede bequem und in wenigen Minuten überwinden", heißt es in dem offenen Brief.

Das Ergebnis: Der Autoverkehr würde entlastet. Wie es auch Monheim vorschlägt, könne dieselbe Seilbahn auch noch über den Rhein bis zum Ennert fahren. So würden die Arbeitsplatzschwerpunkte in Beuel und im Regierungsviertel verknüpft - mit Anbindung an U-Bahn und Deutsche Bahn auf beiden Rheinseiten, so Frech.

Die Umwelt- und Verkehrsgruppen erwarten von Hauptausschuss und Stadtrat, dass sie jetzt Mut beweisen, "um die wachsenden Verkehrsprobleme in Bonn in den Griff zu bekommen".

Angesichts niedriger Betriebskosten und der im Vergleich zu einer Schienenstrecke günstigen Investitionskosten hoffen die Initiativen, dass sich der Hauptausschuss mit großer Mehrheit für das Projekt einsetzt. Monheim rechnet, dass die Strecke vom Venusberg zur B 9 etwa 54 Millionen Euro kosten wird.

Geht es weiter bis zum Ennert, das Doppelte. "Seit 2013 geistert die Idee einer Seilbahn zum Venusberg durch die Gremien, ohne dass wirklich etwas passiert ist. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Politik entscheidet und das Projekt zügig voranbringt.", so Frech.

Deutschland ist bei Seilbahnen noch Entwicklungsland

Auch der kürzlich ausgeschiedene Stadtbaurat Werner Wingenfeld, der nun nach Aachen wechselt, entpuppte sich jüngst im GA-Interview als Seilbahnfan. "Ich halte sehr viel davon", sagte er. Allerdings sei Deutschland bei diesem Thema ein Entwicklungsland.

Wingenfeld sagte, dass die Bahn mit den anderen Verkehrsmitteln im Bonner Süden, also der Straßen-, Stadt- und Bundesbahn bis hin ins Bundesviertel verknüpft werden müsste. Genau diesen Ansatz verfolgt auch Monheim. Sollte das Projekt, wie jetzt angedacht, realisiert werden, könnten die Fahrgäste mit den üblichen Nahverkehrstickets die Seilbahn nutzen.

Heiner Monheim wird das Seilbahnprojekt auf Einladung der Volkshochschule Bonn vorstellen. Termin dafür ist am Donnerstag, 3. September, ab 18 Uhr in der VHS am Mülheimer Platz. Dabei geht er auch auf die schon bestehenden urbanen Seilbahnlinien in der Welt ein. Der Eintritt frei.

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