Vom Theatersaal bis zur Markthalle im Innenhof Neue Ideen für das Viktoriakarree

BONN · Ein Theatersaal im leeren Viktoriabad? Oder besser eine Markthalle im Innenhof? Ideen für die Zukunft des Viktoriakarrees haben die Bonner viele. Mit der „Bürgerwerkstatt“ will die Stadt Bonn herausfinden, was sich die Bürger wünschen und wie machbar die Vorschläge sind. Am Samstagmittag kamen etwa 100 Bonner zur „Ideenwerkstatt“ in die Aula der Universität.

Organisiert haben die Veranstaltung „Zebralog“, eine Agentur für Bürgerbeteiligung, sowie Neubig Hubacher, ein Unternehmen, das Städte beim Thema Strukturentwicklung berät, sowie „CommunityArtWorks“, das den Prozess künstlerisch begleitet.

Zur Auftaktveranstaltung im Februar hatten einige Bürger ihre Ideen und Vorschläge auf Plakate geschrieben. Zudem konnten die Bonner ihre Vorschläge auch online und über WhatsApp-Nachrichten einbringen. „Heute geht es darum, wie sich diese Gedanken weiterentwickeln lassen“, sagte Michelle Ruesch von Zebralog, „und zwar nicht nur aus der eigenen Perspektive, sondern so, dass es für die ganze Stadt sinnvoll ist“.

Die bisherigen Ideen hatten die Organisatoren in Gruppen zusammengefasst und als „Themenwolken“ auf Poster gedruckt. „Wir haben fünf Themengruppen gefunden, über die wir heute diskutieren“, sagte Julian Ermert von Zebralog. Für jede Gruppe war eine „Themenkoje“ aufgebaut, ein abgetrennter kleiner Besprechungsraum. „Aus den Themenwolken sollen in den nächsten 90 Minuten Thesen werden“, so Ermert. Das sei für die nächste Phase der Bürgerbeteiligung wichtig: die Werkstatt der Planungsbüros. „Diese Planer werden Ende August für drei Tage nach Bonn kommen“, erklärte Simon Hubacher von Neubig Hubacher.

„In dieser Zeit werden sie nicht zu einer Lösung kommen, aber sie werden einen Zugang finden, um danach ein Konzept zu erarbeiten.“ Die Planungsbüros sollen die oft widersprüchlichen Interessen aller Beteiligten prüfen und im besten Fall zusammenführen. Im September könnten Bürger dann online ihre Meinung dazu abgeben. „Wir werden heute kein einheitliches Bild bekommen – aber das ist auch gut so“, sagte Michael Isselmann, Leiter des Stadtplanungsamts. „Aber wir entwickeln eine konkrete Aufgabenstellung, die später auch den politischen Gremien, etwa dem Stadtrat, vorgelegt werden muss.“

Mit etwa 35 Teilnehmern war die Themenkoje „Arbeiten/Gewerbe“ besonders gut besucht. Extra groß ausgedruckt waren die Vorschläge, wie etwa „Erhalt der Gastronomie“, „Markthalle“ und „Kaufhaus“. Eine Frau fragte, ob es möglich sei, die Bedürfnisse aller Akteure in einem Komplex zu erfüllen. „Nein“, antwortete ihr eine andere Frau, „in einer Mall etwa sind die Mieten so teuer, dass sich dort keine kleinen Händler niederlassen – und dann kommen die großen Ketten da rein.“ Eine Vertreterin vom City-Marketing-Verein meinte: „Uns kommt alles entgegen, was der Attraktivität der Innenstadt zuträglich ist.“

In einer anderen Themenkoje diskutierten 15 Teilnehmer über das Thema Wohnen. Ein älterer Mann forderte: „Eine Partymeile wollen wir da nicht“. Zwei ältere Frauen warnten, „wenn wir das Viktoriaviertel zu einem reinen Wohngebiet machen, schließt man damit vielleicht auch eine Nutzung für Restaurants oder Cafés aus.“ Eine Mehrheit sprach sich dafür aus, die Breite des Angebots so zu erhalten wie bisher. Die Ergebnisse sollen nun in der Projektgruppe besprochen werden. Auch das Begleitgremium wird sich mit den Thesen beschäftigen, bevor sie in die Planungsphase gelangten. Im Begleitgremium sitzen unter anderem Vertreter der Verwaltung, Politik, der Stadtgesellschaft und des Gewerbes.

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