Forschungs- und Technologiezentrum Detektorphysik Neubau am Campus Poppelsdorf steht vor dem Abschluss

Bonn · Der Neubau des Forschungs- und Technologiezentrum Detektorphysik auf dem Campus Poppelsdorf steht vor dem Abschluss. Zur Jahreswende 2018/2019 soll er bezogen werden.

„Die Hülle ist schon mal super“, freut sich Bernhard Ketzer, und sein Kollege Jochen Dingfelder ergänzt: „Jetzt müssen wir es noch füllen.“ Bei einem Termin mit Projektleiterin Giorgia Weiß vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) konnten sich die beiden Physikprofessoren der Uni Bonn von den Fortschritten des Neubaus ihres Forschungs- und Technologiezentrum Detektorphysik (FTD) überzeugen.

Die Projektverantwortlichen gehen davon aus, das FTD auf dem Campus Poppelsdorf an der Ecke Wegelerstraße/Kreuzbergweg zur Jahreswende 2018/2019 beziehen zu können. Dann werden die bisher zehn Gruppen der Physikalischen Institute, die bisher an verschiedenen Orten arbeiten, auf etwa 2000 Quadratmetern Labor- und weiteren 900 Quadratmetern Auswertungs- und Bürofläche zusammengeführt. So, wie es bereits bei dem kürzlich fertiggestellten LIMES-Gebäude (Life & Medical Sciences-Institut) durch seinen ehemaligen Direktor und heutigen Hochschulrektor Michael Hoch initiiert wurde, wird auch im FTD ein „exzellenter Kaffeeautomat“ zum Treffpunkt in dem dreistöckigen Gebäude werden.

Auch wenn es den organisierten Austausch unter den Wissenschaftlern längst gibt, „besteht die Magie in der zufälligen Begegnung der Wissenschaftler“, weiß Andreas Archut, promovierter Chemiker und Uni-Sprecher. Der ungeplante Austausch beim Kaffeeholen könnte manchmal zu überraschenden Ergebnissen führen.

Zweieinhalb Jahre Bauzeit

2012 bekamen die Bonner Physiker mit ihrem Konzept des FTD bei einem bundesweiten Wettbewerb über Forschungsbauten den Zuschlag vor ihrer Konkurrenz aus München und anderen Städten, die ähnliche Projekte vorgeschlagen hatten. Seit Sommer 2015 realisiert der BLB mit seiner Kölner Niederlassung gemeinsam mit der Uni Bonn den Neubau auf dem Campus Poppelsdorf. Nach etwa zweieinhalb Jahren Bauzeit konnten jetzt die Rohbau- und Fassadenarbeiten abgeschlossen werden.

Die Braunschweiger HTP-Architekten erfüllten mit der schlichten Weißbeton-Fassade und der an Bauhaus-Architektur erinnernden Kubatur die anspruchsvollen städtebaulichen Rahmenbedingungen. So ist schon jetzt zu erkennen, dass sich der Bau trotz seiner erheblichen Größe in die Nachbarschaft der Villen aus der Jahrhundertwende genauso einfügt, wie in die nordöstlich angrenzende Wohnbebauung aus den 1960er und 1970er Jahren.

Das FTD ist ein hochtechnisiertes Gebäude, indem die klimatischen Anforderungen an die Laborbereiche sowie der Reinraumbereiche durch eine Gebäudeautomation gesteuert werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fand in der gebäudetechnischen Konzeption Berücksichtigung. Geheizt wird mit Fernwärme, einer Methode mit niedrigem Primärenergiefaktor.

Ein besonderes Merkmal des FTD ist die Möglichkeit, nahezu alle Aspekte der Detektorenentwicklung abzudecken: Von der Entwicklung neuer Sensoren, der Entwicklung integrierter Mikroelektronik, dem Bau größerer Detektoren bis hin zu Praxistests am vorhandenen Bonner ELSA-Beschleuniger. Neben einer Reihe von administrativen Bereichen gibt es einen Reinraumbereich zur Herstellung, Bearbeitung und Analyse von Detektorchips, einen größeren Montagebereich zum Aufbau von bis zu haushohen Detektorelementen, sowie einen Tiefkeller für rauscharme Messungen, die insbesondere bei der Entwicklung von Detektoren zur direkten Suche nach dunkler Materie benötigt werden.

Sorge mancher Anwohner

Somit ist die Sorge mancher Anwohner, die in dem mit einer fünf Meter starken Betondecke abgeschirmten Tiefkeller gefährliche Experimente vermuteten, unbegründet. Der Raum schützt die Messungen vor Außeneinflüssen und nicht umgekehrt. Aktuell finden mit den Physikern sowie mit der Betriebstechnikabteilung der Uni Bonn regelmäßige Rundgänge und Abstimmungstermine statt, um die Inbetriebnahme und spätere Übergabe möglichst reibungslos ablaufen zu lassen. Der Neubau kostet rund 43 Millionen Euro und wird mit etwa 30,8 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Land Nordrhein-Westfalen gefördert.

Auf dem Campus Poppelsdorf plant der BLB NRW in den nächsten Jahren weitere Institutsgebäude. In den nächsten Jahren werden ein Rotationsgebäude, ein Multifunktionales Laborgebäude (MFL), ein Allgemeines Verfügungszentrum (AVZ) und das Technische Infrastrukturgebäude (TIS) als Erweiterung des LIMES-Gebäudes entstehen. Darüber hinaus wird auch das Forschungsinstitut des Museums Alexander Koenig (ZFMK) ein Gebäude auf dem Campus errichten. Hier soll der Baubeginn noch in 2018 stattfinden.

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