Domian im Pantheon Bonn Nachtfalke und weißer Hirsch

Bonn · Jürgen Domian im ausverkauften Pantheon. Im Gespräch mit dem Eins-Live-Programmchef Jochen Rausch wird Domian gelegentlich philosophisch: „Toleranz ist 'ne tolle Erfindung

 Radiomoderator Jürgen Domian auf Abschiedstour.

Radiomoderator Jürgen Domian auf Abschiedstour.

Foto: dpa

21 Jahre lang hat er zugehört. Jetzt redet er. Selbstverständlich hat Jürgen Domian, den alle bloß mit seinem Nachnamen anreden, in den zwei Jahrzehnten im WDR Fernsehen und im Radio bei Eins Live in rund 25:000 Gesprächen nicht nur zugehört, sondern auch Rat gegeben, Trost gespendet, sich aufgeregt und gelacht. Am 16. Dezember 2016 lief die letzte Sendung des Nachtfalken, dessen liebste Studiodekoration ein kleiner weißer Porzellanhirsch war.

Auf der Bühne des Pantheon, dem Domian zwei ausverkaufte Abende hintereinander beschert hat, steht ein monströser, mutmaßlich ausgestopfter Hirsch, dazu ein riesiger Videoscreen, zwei rosa Sessel und noch ein bisschen Schnickschnack mehr. Eins Live geht bei der erfolgreichen, überall ausverkauften und gerade bis Ende Juni verlängerten Tour („Domian redet“) seines ehemaligen Aushängeschilds nach der Devise „Klotzen, nicht kleckern“ vor. Im Gespräch mit dem Eins-Live-Programmchef Jochen Rausch wird Domian gelegentlich philosophisch: „Toleranz ist 'ne tolle Erfindung. Aber keine Toleranz der Intoleranz.“ Er sagt, dass er oft Mitleid mit den Anrufern gehabt habe. „Gespräche dieser Art waren total schwierig für mich. Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt, dass es für diese ganz dramatischen Geschichten keinen Trost gibt“, gesteht der charismatische Radiomoderator, dessen große Stärke die Einfühlsamkeit ist. „Man kann es zwar etwas abfedern, aber Trauer muss man alleine tragen.“

Ob er denn auch selbst in einer Sendung wie „Domian“ anrufen würde, will Rausch von ihm wissen. „Ich würde anrufen, wenn es um gesellschaftliche Dinge geht“, antwortet der Kult-Talker. „Ich würde noch nicht anrufen, wenn es um persönliche Dinge geht.“ Am Ende stehen im ausverkauften Pantheon alle Zuschauer auf und klatschen lange Beifall.

Und was passierte mit dem kleinen, weißen Porzellanhirsch, der einst 15 deutsche Mark gekostet hat? Der wurde für einen guten Zweck und satte 50 000 Euro versteigert. Der neue Besitzer schenkte ihn umgehend an Domian zurück. Heute steht der Hirsch in einer Vitrine auf der Palliativstation des Mildred-Scheel-Hauses der Kölner Uniklinik.

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