Im Kottenforst auf Entdeckungsjagd Bonner suchen nach Fledermäusen

Röttgen · Bei der Fledermaus-Exkursion des Projektes Villewälder und des „Baff“ im Kottenforst gab es viel Spannendes zu lernen. Die nächste Wanderung ist bereits terminiert.

 Spannende Säugetiere: Die Fledermausexkursion lockt gut 50 Interessierte in den Kottenforst beim Jägerhäuschen.

Spannende Säugetiere: Die Fledermausexkursion lockt gut 50 Interessierte in den Kottenforst beim Jägerhäuschen.

Foto: Stefan Knopp

Irgendwo rief ein Waldkauz, eine Ente schnatterte aufgeregt, ansonsten herrschte Stille im spätabendlichen Kottenforst. Ein leises Rauschen verriet, dass ein elektronisches Gerät aktiv war, das Ultraschallwellen hörbar machte. Dieses ließ plötzlich ein Knattern hören, Taschenlampen gingen an und offenbarten eine Fledermaus, die flach über der Wasseroberfläche eines Teichs im Wald jagte. Die Tiere machten sich rar. Vielleicht waren zu wenig Insekten unterwegs, vielleicht wussten sie auch, dass rund 50 Menschen dort im Dunkeln auf sie warteten.

Mit so vielen Interessierten hatten die Veranstalter dieser Fledermaus-Exkursion an einem Freitagabend nicht gerechnet. Aber sie waren gekommen, füllten den Parkplatz, von dem aus es zum Jägerhäuschen in den Wald ging, und dorthin brachen Klaus Striepen und Tom Wegner mit der Gruppe auf. Striepen war für das europäische Waldnaturschutzprojekt „Villewälder - Wald- und Wasserwelten“ dabei, Wegner vom Bonner Arbeitskreis für Fledermausschutz (Baff) als Spezialist für die fliegenden Jäger.

Neben vielen Erwachsenen waren auch ein paar Kinder dabei. Justus (7) wusste noch nicht viel über Fledermäuse: dass sie fliegen können, dass man sie sehen kann, wenn es dunkel wird, aber gesehen hatte er noch keine. Auch sein Vater war von Fledermäusen angetan. „Für mich sind das ganz faszinierende Geschöpfe“, sagte er. „Das sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können und Flughäute haben.“ Auch der Gebrauch von Ultraschall - also deutlich oberhalb des menschlichen Hörvermögens - bei der Jagd sei einzigartig. Wale und Delfine nutzen stattdessen Infraschall, also zu tief für das menschliche Ohr.

Fledermäuse können im Fliegen essen

Man erfuhr von Striepen, dass von den 26 in Deutschland lebenden Fledermausarten elf im Kottenforst anzutreffen sind und dass zum Beispiel die Weibchen der Bechsteinfledermaus ihren Nachwuchs in Gruppen betreuen und alle paar Tage ihre Behausung - meist verlassene Spechthöhlen - wechseln. Die Männchen derweil, erklärte Wegner, seien im Sommer in Junggesellengruppen unterwegs, „sie lassen es sich gut gehen“. Der alte Baumbestand im Kottenforst sei ein idealer Lebensraum, da müsse man auch keine Nistkästen aufhängen - anders als in Ortschaften, in denen die für die Fledermäuse attraktiven Risse und Löcher in Gebäuden versiegelt werden.

Spannende Fakten: „20 Prozent aller Säugetierarten gehören zu den Fledermäusen“, so Wegner. Als Chiroptera, also Handflügler, seien sie eine eigene Gruppe, die womöglich schon seit 65 Millionen Jahren auf der Erde sei. Sie können nicht gleiten, einige Arten legen aber trotzdem auf dem Weg in wärmere Gefilde mehrere Tausend Kilometer zurück - ihr Vorteil: Sie können im Fliegen essen. Es wurden schon frei lebende Fledermäuse gesichtet, die nachweislich mehr als 40 Jahre alt wurden. Und ohne Fledermäuse keine Bananen: Die werden von diesen Tieren bestäubt.

Ihren Nachwuchs, erzählte Wegner, bringen sie ebenfalls hängend zur Welt, dafür drehen sie sich aber um. An den kräftigen Daumen hängend, lassen sie die Jungtiere in ihre Schwanzflughaut gleiten. Pro Saison gibt es nur ein Junges, was die Vergrößerung der Population hinauszögere. Denn, so der Experte, in den 80ern galten Fledermäuse in Deutschland als so gut wie ausgerottet. Schuld daran seien Insektizide gewesen, die die Fledertiere ebenfalls getötet haben und die inzwischen verboten sind. Seit den 90ern erhole sich die Population wieder. Wie die Fledermaus auf Klimawandel und Insektensterben reagiere, könne noch nicht abgeschätzt werden.

Auch an einem zweiten Standort, dem See gleich hinterm Jägerhäuschen, taten die nächtlichen Jäger den Besuchern nicht den Gefallen, in größerer Zahl aufzutreten. Aber für Justus war das trotzdem spannend, weil die Exkursion ja auch eine Nachtwanderung war.

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