Treffen der Nachtwächter in Bonn Mit historischen Gewändern durch die Bonner Geschichte

Bonn · 190 Nachtwächter, Türmer und andere Figuren trafen sich in Bonn zur Jahreshauptversammlung. Neben der Fahrt mit der "Moby Dick" und dem Genuss von Bonner Eierlikör stand die gemeinsame Teilnahme eines Gottesdienstes im Münster auf dem Programm.

 Karl Friedrich Schleier erklärt als Gerhard von Are, dem Baumeister des Bonner Münsters, seinen Vereinsmitgliedern den Kreuzgang der Stiftskirche.

Karl Friedrich Schleier erklärt als Gerhard von Are, dem Baumeister des Bonner Münsters, seinen Vereinsmitgliedern den Kreuzgang der Stiftskirche.

Foto: Hermes

„Mit großer Freude bin ich 500 Kilometer nach Bonn gefahren“, berichtet Nachtwächter Thomas Reininger aus Leipzig. Er ist einer von den 190 Mitgliedern des Vereins Nachtwächter, Türmer und andere Figuren, die sich jährlich zur Hauptversammlung an einem Ort ihrer Mitglieder treffen. Dieses Wochenende organisierten Elisabeth und Karl Friedrich Schleier aus Bonn das Treffen für ihre Gilde.

Meist recherchiert und schreibt Elisabeth die Rollen, mit denen ihr Mann Karl Friedrich dann Touristen und interessierte Gruppen durch die Bonner Geschichte führt. „Dabei erzählen wir immer aus der Sicht des ‚kleinen Mannes‘“, sagt die gelernte Außenhandelskauffrau Schleier, die seit bald zehn Jahren mit ihrem Mann historische Führungen durch Bonn anbietet. „Wir finden es viel interessanter, als Nachbar von Beethoven über den berühmten Sohn der Stadt zu sprechen, als in seine Rolle zu schlüpfen“‚ sagt die im Gewand des „untertänigen Weibs“ von Nachtwächter Schleier im Hintergrund organisierende Geschäftsfrau. Freitagabend empfingen sie die ersten Gildemitglieder und feierten bereits das alljährliche Wiedersehen mit Besuch des Posttowers und einem bönnschen Brauhaus, bevor es am nächsten Morgen offiziell wurde.

Als Verein, der ihnen allen zum Beispiel eine günstige Haftpflichtversicherung ermöglicht, sind sie zur jährlichen Versammlung ihrer Mitglieder verpflichtet, um die Kasse zu prüfen und den Vorstand zu bestätigen oder neu zu wählen. Die Formalien waren schnell erledigt im Saal des Hotel Bristol und das Grußwort der Stadt Bonn von Bürgermeister Reinhard Limbach überbracht, so dass man gemeinsam das „Bonn-Programm“ starten konnte.

Auf der „Moby Dick“ ging es rheinaufwärts am ehemaligen Regierungsviertel vorbei in das märchenhafte und geschichtenreiche Siebengebirge. Auch wenn das Wetter nicht mitspielte, war die Stimmung nicht nur wegen des Bonner Eierlikörs ungetrübt gut. Nur der für Samstagabend geplante große Stadtrundgang verkürzte sich durch den Regen erheblich. Er sorgte noch am Sonntag beim gemeinsamen Gottesdienst im Bonner Münster dafür, dass mancher Nachtwächter ohne sein historisches Gewand erschien, weil es über Nacht nicht mehr trocken geworden war.

Stadtdechant Wilfried Schumacher ermöglichte Schleier, seine Vereinsmitglieder vom Altar aus zu begrüßen, und ließ auch einen der Nachtwächter die Fürbitten vortragen. In seiner Predigt entwickelte Schumacher über die Aufgabe der damaligen Nachtwächter eine Analogie zum christlichen Glauben.

Bevor die Vereinsmitglieder Bonn wieder in alle Himmelsrichtungen verließen, verriet Schleier ihnen noch einige Geheimnisse des Münsters, indem er sich vom Nachtwächter in den Baumeister des Bonner Münsters, Gerhard von Are, verwandelt hatte.

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