Sankt Bernhard in Auerberg Mit dem Schnuller zur Chorprobe

Auerberg · Ein Dienstagnachmittag in der Gemeinde Sankt Bernhard: Eltern bringen ihre Kinder vorbei, das Alter ist gemischt, die Kleinsten haben noch einen Schnuller im Mund. Es gibt Spiele, Spaß – und Musik.

 Jerzy "Jurek" Kukula mit seinen "singenden Knirpsen".

Jerzy "Jurek" Kukula mit seinen "singenden Knirpsen".

Foto: Alexander Barth

Der Ort des Geschehens ist die Kirche. Unter der Leitung von Jerzy „Jurek“ Kukula treffen sich hier einmal die Woche die „singenden Knirpse“, ein ganz besonderer Kinderchor: Ab einem Alter von zwei Jahren darf sich musikalisch interessierter Nachwuchs hier einbringen.

„Emilia hat gleich beim ersten Mal mitgeklatscht“, sagte Angelika Horstmeyer über die damals Zweijährige. Heute singt sie aus voller Kehle mit, wenn Jurek mit seiner Gitarre oder auf dem E-Piano „Seid Willkommen“ oder „Kumbaya“ anstimmt. Das Saiteninstrument erlerne sie inzwischen selbst, berichtete Emilia stolz.

Mit Kindern arbeitet Kukula schon lange, die Idee für den Knirpschor habe er vor etwa zwei Jahren umgesetzt, sagte der Musikpädagoge. Die positiven Erfahrungen mit seinen „Gospelkids“ hätten den Ausschlag gegeben: „Da habe ich gemerkt, dass schon mit sehr jungen Kindern sogar das Singen auf Englisch gelingen kann, einfach durch Zuhören und Nachmachen. Dabei ist mir wichtig, zwischendurch über Verständnisprobleme zu sprechen.“

Alles ganz zwanglos

Bei den Knirpsen geht alles ganz zwanglos zu, die Treffen sind unverbindlich und finden ohne Voranmeldung statt. „Wenn die Kleinen mal krank sind, haben die Eltern nicht noch zusätzlich Stress. Manchmal hat man auch einfach keine Lust, das ist völlig in Ordnung“, sagte Horstmeyer mit ihrer zweijährigen Tochter Sophie an der Hand. Jedes Kind sei anders, ihre Sophie habe am Anfang nur zugeguckt, profitiere aber mittlerweile von den Treffen. „Das laute Singen ist förderlich dabei, deutlich sprechen zu lernen“, erläuterte die Mutter.

Kukula hat ein einfaches Rezept: „Bei mir ist nichts verboten, und niemand wird zu etwas genötigt. Ich animiere die Kinder zum Mitmachen. Meine Erfahrung ist: Musik macht ihnen Spaß.“ Den richtigen Ton zu treffen, stehe nicht im Vordergrund. Dass die Kinder auch mal abgelenkt sind oder herumkrabbeln, stört niemanden.

Schöne Lieder sind das Wichtigste

Malübungen lockern das Programm auf, wobei es auch um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Liedern geht: „Ich nehme den Auftrag, Jesu Botschaft weiterzugeben, ernst“, sagte Kukula, der am Ende mit den Kindern betete. Emilias Eltern zeigten sich begeistert von Jureks Umgang mit dem Nachwuchs: „Er macht das großartig. Die Kinder bekommen ein ganz anderes Verhältnis zur Kirche, manchmal dürfen sie sogar die Glocke läuten“, erzählten die beiden.

Für die Auswahl der Lieder verbringe er viele Stunden im Internet und lasse sich auch von Kollegen inspirieren, erklärte Kukula. Das Hauptkriterium für die Auswahl: „Schöne Lieder, die die Kinder gern singen.“ Das Angebot ist für Eltern kostenlos, der Chor gestaltet gelegentlich auch den Gottesdienst mit. Für Weihnachten steht ein größeres Projekt an: „Vielleicht stellen wir ein Krippenspiel auf die Beine“, sagte Horstmeyer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort