Aktion für ärmere Bonner Mit dem Patenticket ins klassische Konzert

Bonn · Die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen kann sich nicht jeder leisten. Mit dem Projekt „Klassik für alle“ wollen der Musiker Nils Mönkemeyer und die Caritas diesen Menschen einen besonderen Kunstgenuss bieten.

 Suppe und Informationen zum Festival „Klassik für alle“ gab es an der KostBar von Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider (2. von links) und Musiker Nils Mönkemeyer (3. von links).

Suppe und Informationen zum Festival „Klassik für alle“ gab es an der KostBar von Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider (2. von links) und Musiker Nils Mönkemeyer (3. von links).

Foto: Benjamin Westhoff

Nur noch eine kleine Prise Chili, und Nils Mönkemeyer ist zufrieden. „Hm“, strahlt der Musiker und löffelt genüsslich weiter. Die koreanische Rindfleisch-Kohlrabi-Suppe mit Sesam, Knoblauch und eben dieser leichten Spur von Chili haben die Mitarbeiter der „KostBar“ nach seinem Rezept gekocht. Auslöffeln durften den aromatischen Eintopf die Kunden des Caritas-Foodtrucks vor dem Bonner Rathaus sowie die Gäste in dem kleinen Café an der Riesstraße. Anpreisen mussten die Köche die „Suppe des Tages“ nicht: Viele Passanten ließen sich von dem köstlichen Duft anlocken. „Der Eintopf steht in Korea für viel Glück“, erläutert Solomusiker Mönkemeyer.

Glück im Leben haben aber längst nicht alle. Und die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen kann sich nicht jeder leisten. Mit dem Projekt „Klassik für alle“ wollen Mönkemeyer und die Caritas diesen Menschen einen besonderen Kunstgenuss bieten: Zum dritten Mal organisieren sie mithilfe von Sponsoren ein Kammermusikfestival, zu dem auch die Menschen Zutritt haben sollen, die sich den Eintritt nicht leisten können.

Augenmerk gilt Außenseitern der Gesellschaft

Insgesamt vier Konzerte wird es im Mai an unterschiedlichen Orten in der Stadt geben. Neben normalen Tickets zum Preis von 25 Euro können Patentickets für 15 Euro erworben werden, die dann von den Sozialarbeitern weitergegeben werden. „Musik ist eine Sprache, die jeder versteht. Mit Musik können Grenzen und Unterschiede spielend überwunden werden“, begründet der Ausnahmemusiker sein Engagement. Mönkemeyers Augenmerk gilt Wohnungslosen, psychisch kranken, suchtgefährdeten und armen Menschen. „Ich will Brücken bauen, Klassik aus ihrem Elfenbeinturm holen und mit Musik Stunden der Freude schenken.“

Heute lebt und lehrt er in München, erinnert sich aber noch gut an seine Zeit in Bonn, wo er 2006 den Deutschen Musikwettbewerb gewann und seine künstlerische Laufbahn startete. „Schon damals hat mir die Bonner Caritas imponiert, weil sie breit aufgestellt ist und außergewöhnliche Hilfsangebote bietet“, so der Bratschist.

Begegnungen auch abseits der Bühne

„Neben seiner hervorragenden Musik sind es seine uneingeschränkte Offenheit und Empathie für soziale Belange, die uns von Anfang an beeindruckt haben“, freut sich Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider über das dritte Festival dieser Art. „Hinter den Kulissen haben die persönlichen Begegnungen nachhaltig eine positive Wirkung.“

Auf diese Begegnungen abseits der Bühne legt der Musiker großen Wert. So traf er 2018 beispielsweise einen Wohnungslosen, der seit zehn Jahren nicht mehr Klavier gespielt hatte. Mönkemeyer animierte ihn, es noch einmal zu versuchen. Gemeinsam musizierten sie schließlich. „Solche Erlebnisse berühren mich tief und motivieren mich“, erzählt er.

Durchweg positiv reagiert auch das Publikum. „Bei manchen ist es mittlerweile selbstverständlich, neben dem eigenen auch ein Patenticket zu kaufen“, hat der Musiker beobachtet.

Patentickets sowie normale Eintrittskarten sind über Bonnticket oder bei der Caritas erhältlich. Weitere Informationen zu den verschiedenen Konzerten gibt es bei "Klassik für alle".

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