Kommentar zu Kinderarmut Mit Weitblick planen

Meinung | Bonn · Kinderarmut ist und bleibt ein ernsthaftes Problem, auch und gerade in einer Stadt wie Bonn mit überdurchschnittlich vielen Gutverdienern. Das meint GA-Radakteur Philipp Königs.

Die Verwaltung unternimmt im Kern drei Dinge, um betroffenen Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie kann mehr geförderten, also günstigeren Wohnraum bauen, eine vernünftige und ausreichende Bildungslandschaft schaffen und niedrigschwellige Angebote unterbreiten, um Familien mit wenig Geld etwas ganz Essenzielles angedeihen zu lassen: Teilhabe.

Um dieses manchmal überstrapazierte Wort in ein Bild zu kleiden: Es geht schon mal um fünf Euro, die für den Ausflug ins Museum fehlen. Manche Unterstützungsangebote aus Fördertöpfen sind nicht allen Betroffenen bekannt. Vor allem aber kann die Erkenntnis der eigenen Bedürftigkeit an solchen vermeintlich kleinen Stellen im Alltag ein Gefühl der Scham zutage fördern.

Im Kern hat die Kommune Anreize für ein eigenbestimmtes Leben zu setzen, die wichtige Vermittlung in Lohn und Brot ist Aufgabe der Arbeitsagentur. Gerade bei Wohnungen und Bildung ist Luft nach oben. Bonn hängt an Schlüsselstellen immer noch Fehlern aus der Vergangenheit nach.

Mit dem Verkauf heruntergekommener städtischer Sozialwohnungen unter Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann hat die Stadt ein wichtiges Steuerelement aus der Hand gegeben. Sie bringt aktuell jährlich 120 Millionen Euro für die Unterbringung von Arbeitslosen, Geringverdienern und Asylbewerbern auf. Neue Bauprojekte sind zwar auf den Weg gebracht, aber ihnen stehen das baldige Auslaufen von Belegungsrechten für geförderte Wohnungen gegenüber.

Der Bau und Ausbau von Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen in Verbindung mit einer Ganztagsbetreuung muss oberstes Ziel sein. Dadurch können Eltern Jobs nachgehen und ihren Lebensunterhalt möglichst selbst finanzieren.

So werden sie in die Lage versetzt, den Wert von Arbeit an die kommende Generation weiterzugeben. Das gilt insbesondere für Alleinerziehende. Die Verwaltung muss mit dem Ausbau im Hier und Heute ans Limit gehen und die künftige Entwicklungsplanung im Auge behalten.

Wer nicht vorausschauend plant und sich deshalb von Investoren wie jüngst in Auerberg hohe Preise beim Bau von Betreuungseinrichtungen mehr oder minder diktieren lässt, verschleudert Steuergelder.

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