Kirchen und ihre Schätze Mit Barockaltar und historischer Orgel

Röttgen · In der Kirche St. Venantius erinnert noch immer viel an den Kurfürsten. Keine Kirche in Bonn beherbergt so viele Kostbarkeiten wie die kleine Kapelle in Röttgen.

 St. Venantius: Blick in den Chorraum mit dem barocken Altar und den Pfeilern mit grünen, roten und blauen Kapitellen.

St. Venantius: Blick in den Chorraum mit dem barocken Altar und den Pfeilern mit grünen, roten und blauen Kapitellen.

Foto: Barbara Frommann

Sicher, es gibt imposantere Kirchen in Bonn. Einige haben einzigartige Fresken oder Fenster, andere verfügen über eindrucksvolle Kunstwerke. Doch keine beherbergt so viele Kostbarkeiten wie die kleine Venantiuskapelle in Röttgen. „Ich kann mich gar nicht entscheiden, welcher unser größter Kirchenschatz ist“, überlegt Horst Seiffert, der seit Jahrzehnten in der Kirchengemeinde aktiv ist. „Die Kapelle ist eine einzige Schatzkammer.“. Dabei hat er eine ganz besondere Beziehung zu dem Kapellchen an der Reichsstraße: Vor 60 Jahren wurden er und seine Frau Therese dort getraut.

Neben dem barocken Altar ist die alte Sonreck-Orgel von 1875 auf der Empore für ihn von besonderer Bedeutung. Das wertvolle Instrument hat ein Manual, mechanische Spiel- und Registertraktur und sieben Register. Einzigartig sind für Seiffert natürlich auch die deutlichen Spuren, die der Kurfürst hinterlassen hat. „Im alten Pfarrhaus haben wir in einer Truhe auf dem Dachboden zwei Kirchengewänder des Kurfürsten gefunden“, erzählt er. Die lagern zwar mittlerweile in der Asservatenkammer des Erzbistums. Dafür hängen im Eingangsbereich von St. Venantius Kopien von zwei wichtigen Urkunden: Einmal die Stiftungsurkunde des Kurfürsten vom 30. Oktober 1740 sowie ein weiteres Dokument aus dieser Zeit, das das Leben des Patrons beschreibt. „Auch das sind zwei außerordentlich wichtige Stücke“, erklärt Seiffert, der als junger Mann auch Ortsbürgermeister von Röttgen war.

Beliebt ist die Kapelle für Hochzeiten und Taufen

Über das ursprüngliche Aussehen der Jagdkapelle gibt lediglich ein Kupferstich des Schlosses Herzogsfreude aus dem Jahr 1798 Aufschluss. In alten Berichten wird erwähnt, dass die Jäger mit ihren Pferden bis an die Kirchentür ritten und im Sattel den Segen entgegennahmen. Die ursprüngliche Kapelle war ein einschiffiger Bau aus geweißten Ziegeln mit dreiseitigem Chor sowie einem kleinen Anbau als Sakristei. Eine erste Erweiterung mit einem Langhaus wurde 1866 erstellt, eine zweite erfolgte 1937/38. In dieser Zeit wurde auch die Orgelempore errichtet. Noch aus kürfürstlicher Zeit sind die schwarz-weißen Bodenfliesen im vorderen Bereich. „Die wurden einfach in gestampften Lehm gelegt. So machte man das früher“, erklärt Seiffert.

Die Decke der Kapelle wird von Spitzbögen getragen. Die Pfeiler sind mit grünen, roten und blauen Kapitellen versehen, auf denen Eichenblätter und Eicheln zu erkennen sind – wieder ein Hinweis darauf, dass die Jagd des „Herzogs Freuden“ war. Im Altarbild ist der heilige Venantius abgebildet. Das Gemälde in der Bekrönung zeigt den heiligen Hubertus in einer Szene mit Hirsch und einem Kreuz im Geweih. Auf den Seiten des Venantiusgemäldes befinden sich Bronzebüsten der Jesuitenheiligen Ignatius und Franz Xaver (aus dem 18. Jahrhundert). Vier Ölgemälde aus der gleichen Zeit schmücken die Seitenwände des Chorraums und die Wände des Chorbogens. Es wird vermutet, dass sie ursprünglich im Schloss Herzogsfreude gehangen haben. Sie zeigen den heiligen Joseph, die Mutter Gottes mit Kind, den heiligen Johannes Nepomuk und die heilige Walburga.

Die Fenster im heutigen Eingangsbereich wurden 1937/38 nach Plänen von Johannes Stumpf gearbeitet. Sie sind im Gegensatz zu denen im Langhaus farbig gestaltet und stellen christliche Symbole dar. Über dem Haupteingang ist zudem ein großes Rundfenster mit Hirschgeweih, Kreuz und Eichenlaub zu sehen.

Mit der Weihe von Christi Auferstehung im August 1971 verlor St. Venantius die Funktion als Pfarrkirche. In das neue Gotteshaus kam auch das alte Kreuz mit dem filigran gearbeiteten Corpus aus Elfenbein in der Mitte. Es stand wahrscheinlich einst in einer kleinen Betnische neben dem Salon im Erdgeschoss des Kurfürstlichen Schlosses. Nach dem Abbruch der Residenz kam es dann in die Venantiuskapelle, wo es mehrere Jahre einen Seitenaltar zierte. Irgendwann wurde es allerdings abgehängt und mit anderen Gegenständen in einer Kiste auf dem Dachboden verstaut. Nur durch Zufall wurde es schließlich entdeckt und in die moderne Krone über dem Altar von Christi Auferstehung implementiert. „Das wäre auch noch ein ganz besonderer Schatz von St. Venantius“, meint Seiffert.

Selbst durch den Neubau von Christi Auferstehung verlor die Kapelle an der Reichsstraße nicht an Bedeutung. Noch immer werden dort regelmäßig Gottesdienste und Andachten gefeiert. Beliebt ist das Kapellchen zudem für Hochzeiten und Taufen.

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