GA-Serie "Bonner Köpfe" Mit 18 Jahren noch lange nicht am Limit

Bonn · Seit sechs Jahren dreht sich bei Bjarne Faßler alles ums Rad - und um die Tricks, die man damit machen kann. Nahezu jede freie Minute ist der 18-Jährige mit seinem Dirtbike unterwegs.

 Bjarne Faßler

Bjarne Faßler

Foto: Thomas Kölsch

Eine gute Platzierung, aber noch lange nicht das Limit für den jungen Bonner. „Ich überlege noch, ob ich im kommenden Jahr bei den Profis mitfahren soll“, erzählt Faßler im Interview mit dem GA. „Wäre ich unter die Top drei gekommen, hätte ich keine Wahl gehabt, aber so kann ich es mir aussuchen.“ Was eigentlich gar nicht so schlecht ist. Denn, darauf legt Faßler großen Wert, wenn er sich mit den besten Trickfahrern des Landes misst, dann nur zum Spaß. „Ich will nie so professionell werden, dass ich mit meinem Sport Geld verdiene“, betont er. „Dirtbike ist mein Hobby und soll es auch bleiben.“

Gleichwohl hat Faßler schon viel in den Sport investiert. Zusammen mit zwei Freunden hat er 2012 einen Brief an den damaligen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch geschrieben und um einen Dirtbike-Platz gebeten. „Früher sind wir mit unseren Rädern natürlich im Wald unterwegs gewesen und haben uns dort Rampen gebaut“, gesteht er. „Die sind aber schnell von anderen Jugendlichen zerstört worden – und beschweren konnten wir uns nicht, weil die ja ohnehin illegal waren. Aber uns fehlte einfach der Raum, um unserer Leidenschaft nachgehen zu können. Also haben wir die Stadt um Hilfe gebeten. Dass wir dann tatsächlich ernst genommen wurden und so viel Unterstützung erhielten, hatten wir dabei selbst nicht erwartet.“

Nachdem sich einige angebotene Plätze wie etwa die Hasenwiese in Ippendorf als ungeeignet erwiesen hatten, fanden Faßler und seine Freunde in Dottendorf ein passendes Gelände. Doch zunächst rebellierten die Anwohner, die der Idee der Jugendlichen nichts abgewinnen konnten.

„Wir mussten sogar Gutachten erbringen, wie laut die wegfliegende Erde sein würde“, erinnert sich Faßler. „Das war schon ein ganz schöner Aufwand. Aber wir konnten uns durchsetzen und unseren Platz bauen.“ Und die Nachbarn? „Haben sich längst an uns gewöhnt“, sagt Faßler. „Die haben schnell festgestellt, dass wir eine sehr nette und engagierte Truppe sind, die einfach nur Sport machen und ihren Spaß haben will. Seitdem haben wir eigentlich keine Probleme mehr.“

Nachwuchs zeigt bereits unglaubliche Tricks

Auf den Dirtbike-Platz ist Faßler ganz schön stolz – und auf die Möglichkeiten, die er und seine Kumpel nun dem Nachwuchs bieten können. „Die Jungs, die jetzt anfangen, haben ganz andere Möglichkeiten als wir damals“, sagt er. Eine seltsame Aussage aus dem Mund eines 18-Jährigen, aber nichtsdestoweniger die Wahrheit. „Wir haben hier einen Fahrer, der ist gerade erst 13 und macht unglaubliche Tricks. Der könnte wirklich irgendwann mal in der Weltspitze mitfahren. Daran hat unser Platz auch einen Anteil, weil die Kids hier ganz anders lernen können. Wir haben sogar eine Foampit aufgebaut, an der man wunderbar Sprünge üben kann“, betont er und zeigt auf einen großen Holzverschlag, der bis oben mit Schaumstoff gefüllt ist.

Sieht trotzdem riskant aus. „Ach was, Angst hat in diesem Sport nichts zu suchen“, erklärt Faßler. „Nur Respekt vor den Rampen. Außerdem sollte man sich nie überschätzen. Wenn man das berücksichtigt, ist alles gut. Ich weiß zum Beispiel genau, welche Tricks ich kann, aber wenn ich dann mal über mehrere Meter in der Luft fliege, dann muss ich trotzdem vorsichtig sein.“ Ist denn schon mal was passiert? Faßler winkt ab. „Ich habe bislang erst zwei schwerere Verletzungen gehabt, einmal einen Bruch des Fingers und einmal einen Anriss des Innen- und Außenbands im Fuß. Beide Male war das einfach nur Pech.“

Auch im kommenden Jahr wird Faßler wieder an Wettbewerben teilnehmen und sich mit anderen messen. Ganz ohne Druck, einfach nur zum Spaß. „Natürlich reizt es mich, besser zu werden, aber in erster Linie geht es mir um all die Freunde, die ich durch den Sport gefunden habe. Wir sind wie eine große Familie. Das reicht mir.“ Und was hält dann die Zukunft für ihn bereit? „Im Moment bewerbe ich mich um einen Ausbildungsplatz in einer Schreinerei. Und danach würde ich am liebsten mal nach Kanada, um beim Bau von Baumhäusern zu helfen.“ Und um auch dort Dirtbike zu fahren.

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