Neuer WCCB-Prozess Michael Thielbeer wieder vor Gericht

BONN · Der Insolvenzverwalter der SMI Hyundai Europe GmbH, die das World Conference Center Bonn (WCCB) schlüsselfertig erreichten sollte, klagt jetzt vor dem Arbeitsgericht Bonn gegen Michael Thielbeer, den damaligen WCCB-Berater der Stadt Bonn.

Das Arbeitsgericht hat am 5. Februar eine Güteverhandlung über die Zahlungsklage anberaumt. Dabei geht es, so eine Mitteilung des Arbeitsgerichts, um knapp 410 000 Euro. Dieser Betrag soll dem entsprechen, was der Düsseldorfer Rechtsanwalt und Unternehmensberater auf der Basis eines Arbeitsvertrags mit der SMI Hyundai Europe in der Zeit von Januar 2006 bis August 2008 erhalten haben soll.

Insolvenzverwalter Christopher Seagon behauptet, für diese Zahlungen habe der Ex-Berater der Stadt nie eine Arbeitsleistung für die Firma erbracht. Vielmehr handele es sich, so die Pressemitteilung, bei den Beträgen um "Schmiergeldzahlungen". Die soll Thielbeer für seine Investorempfehlung an die Stadt Bonn erhalten haben.

Wie berichtet, hatte Thielbeer in seiner Schlussexpertise Ende 2005 der Stadt SMI Hyundai Corporation mit seinem Präsidenten Man-Ki Kim als WCCB-Investor empfohlen. Der Stadtrat hatte dann pro SMI Hyundai und Kim votiert. Kim wurde Geschäftsführer des WCCB Bauherrn UN Congress Center GmbH (UNCC), deren alleiniger Gesellschafter SMI Huyndai wurde. Die UNCC vergab den millionenschweren Planungs- und Bauauftrag dann an die SMI Hyundai Europe (Berlin), die heute der Insolvenzverwalter vertritt.

Beim laufenden Strafverfahren vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Bonn gegen Kim und andere saß ursprünglich auch Thielbeer auf der Anklagebank. Das Verfahren gegen ihn wurde jedoch im Mai 2012 eingestellt - gegen Zahlung einer Geldauflage von 150 000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte Thielbeer wegen Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr angeklagt und von "Scheinrechnungen" gesprochen.

Im Oktober 2009 war Young-Ho Hong, damals Besitzer der SMI Hyundai Europe, von einer U-Haft zunächst verschont geblieben, nachdem er bei der Staatsanwaltschaft zugegeben hatte (der GA berichtete), Gelder ohne jede Gegenleistung an Thielbeer gezahlt zu haben.

Das Kapitel "Thielbeer" ist nur eines von vielen im komplexen WCCB-Bauskandal. Insgesamt gibt es noch neun Angeklagte. Die Verfahren gegen sechs Angeklagte sind noch nicht eröffnet. Die WCCB-Baustelle ruht derweil im vierten Winter in Folge.

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