Bad Godesberg Thema beim TV Duell Merkel reklamiert Schließung der Bonner Fahad-Akademie für sich

Bad Godesberg · Laut Aussage der Kanzlerin beim Fernsehduell war der Bund bei der Schließung der Fahad-Akademie beteiligt. Ulrich Kelber (SPD) hält dagegen: Das haben Stadt und Bezirksregierung vorangetrieben.

Angeblich hat auch Druck aus Berlin zur Schließung der König-Fahad-Akademie in Lannesdorf beigetragen. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich beim Fernsehduell mit Herausforderer Martin Schulz am Sonntagabend zu der islamischen Schule. Moderatorin Maybrit Illner sagte: „Es wird vom Ausland – egal ob Saudi Arabien oder Türkei – massiv Einfluss auf die Gläubigen ausgeübt. Ignorieren wir das?“

„Nein, wir ignorieren es nicht“, entgegnete Merkel und nannte die saudische Schule, die 2003 wegen islamistischer Umtriebe in die Schlagzeilen geraten war: „Wir haben zum Beispiel mit Saudi Arabien ganz hart darüber gesprochen, dass bestimmte Akademien in Bonn geschlossen wurden. Das ist auch passiert.“

Die König-Fahad-Akadamie hatte ihren Schulbetrieb Ende Juni eingestellt (der GA berichtete). Was mit dem Schulgebäude und dem Grundstück passiert, ist weiter unklar. „Da derzeit das Königreich Saudi-Arabien keinen Botschafter akkreditiert hat, können keine belastbaren Gespräche mit der Botschaft geführt werden. Das Auswärtige Amt ist auf die Situation mit der leer stehenden Schule hingewiesen worden und hat zugesagt, den neuen Botschafter, sobald er akkreditiert ist, auf das Thema anzusprechen“, teilte das Presseamt der Stadt am Montag mit.

Schülerzahlen waren rückläufig

Die offizielle Begründung für die Schließung der Schule lautete 2016, dass das deutsche Bildungssystem ausreichend gut sei und eigene Schulen nicht mehr notwendig seien. Die Bezirksregierung Köln hatte bereits seit 2004 den Inhalt der Schulbücher und die außerschulischen Veranstaltungen in der Akademie kontrolliert.

Die Schülerzahl war bereits vor zehn Jahren von rund 470 auf 200 gesunken, weil wenig Kinder von der Pflicht zum Besuch einer deutschen Schule befreit wurden.

Der Bonner Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD) hat deshalb den Punkt des Rededuells ebenfalls mit großem Interesse verfolgt. Bei der Schließung der Fahad-Akademie ist die Bundesebene aus seiner Sicht weniger beteiligt gewesen als Stadtverwaltung, Kommunalpolitik und die Bezirksregierung als Schulaufsicht. „Es waren damals Bund und Land, die die arabische Schule überhaupt nach Bonn geholt haben“, erinnerte Kelber.

In der Bonner Politik habe später fraktionsübergreifend Einigkeit geherrscht. „Entscheidend war, dass diese Schule geschlossen wurde, damit nicht jeder radikale Islamist nach Bonn zieht, der seine Kinder aus dem deutschen Schulsystem heraushalten möchte“, sagte Kelber.

Die Bonner CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel meinte: „Es ist gut zu wissen, dass nicht nur der Verfassungsschutz langfristig ein Auge auf die Akademie geworfen hatte, sondern auch die Bundesregierung ihren Teil dazu getan hat, das Problem zu lösen.“

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