Bundeskanzlerin erinnert an die Rolle Bonns bei der Wiedervereinigung Merkel pflanzt Einheitsbäume

BEUEL · Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel vom offiziellen Protokoll abschweift und herzlich Bürgerhände schüttelt, bedeutet das für die Sicherheitskräfte erhöhte Alarmstufe. Diese Nähe zu Menschen sucht die Kanzlerin gerne, vor allem dann, wenn die Bürger sie so warmherzig begrüßen wie gestern in Beuel.

Angela Merkel war in die Bundesstadt gekommen, um an der Pflanzung eines "wachsenden Denkmals" teilzunehmen. Drei Bäume - eine Eiche, eine Buche und eine Kiefer - symbolisieren seit gestern am Beueler Rheinufer die Einheit Deutschlands, das Zusammenwachsen von Ost und West. Die Kanzlerin nahm die Pflanzung des Baum-Denkmals zum Anlass, die Rolle Bonns bei der Wiedervereinigung zu würdigen: "Hier in Bonn wurden die rechtlichen Voraussetzungen für die Wiedervereinigung geschaffen, hier wurde der Vertrag über die Wirtschafts- und Sozialunion unterzeichnet. Das waren für Deutschland entscheidende Schritte, die den Weg zur Einheit unumkehrbar gemacht haben." Die drei Bäume stünden in Bonn an einem "Ort, der Freiheit atmet", so Merkel weiter.

Die drei Bäume wurden von Merkel, Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Wolfgang von Geldern, Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit jeweils zehn Metern Seitenlänge gepflanzt. Die Bäume sind 25 bis 30 Jahre alt und sechs bis acht Meter groß. Symbolisch für den Westen steht die Buche, für den Osten die Kiefer. Die traditionsreiche Eiche steht für das wiedervereinigte Deutschland. Bänke und eine Erinnerungstafel werden das Denkmal ergänzen und sollen es zu einem Treffpunkt für Bürger werden lassen. Das Wachsen der drei Bäume sollen Wachstum, Aufschwung, Wandel und das Zusammenwachsen des ehemals geteilten Landes dokumentieren. "Dieser Ort soll eine Insel der Erinnerung und der Begegnung werden", sagte die Kanzlerin.

Ein freudiges Lächeln kam Merkel über die Lippen, als sie mehrere Kinder sah, die ihr mit selbstgebastelten Deutschland-Fähnchen zu jubelten. Erneut verließ sie den vorgegebenen Weg, ging zu den Kleinen vom Kindergarten "Kids" in Beuel und bedankte sich für die nette Geste. Und auch Fanny Paschold sorgte für einen kurzen Moment der Abwechslung. Die junge Försterin kam eigens aus Berlin nach Beuel, um Angela Merkel zu treffen. Das Zusammentreffen hatte der Deutsche Forstwirtschaftsrat organisiert - als Belobigung für ihre gute Arbeit.

Zum Abschluss der Pflanzaktion sang der internationale Chor der Uni Bonn Beethovens "Ode an die Freude". 100 Sänger aus 18 Nationen symbolisierten stimmgewaltig das internationale Bonn. Und wieder gab es Jubel - dieses Mal aber für den Chor. Und Angela Merkel? Sie applaudierte freudestrahlend.

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