Vor der Weltklimakonferenz Mehrere Tausend Umweltaktivisten planen Protestmarsch

Bonn · Tausende Umweltaktivisten wollen am 4. November vom Münsterplatz über die B 9 zum WCCB ziehen. Der Protest richtet sich gegen die Klimapolitik in Deutschland.

Zwei Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz in Bonn will ein Bündnis aus Klimaschutz- und Hilfsorganisationen gegen weiteren Kohleabbau in Deutschland demonstrieren. Unter dem Motto „Klima schützen – Kohle stoppen“ werden am Samstag, 4. November, etwa 7000 bis 9000 Teilnehmer erwartet, teilte der Anmelder der Demonstration, Uwe Hiksch von den Naturfreunden Deutschlands, am Donnerstag in Bonn mit. Glaubhafte Klimapolitik fange im eigenen Land an. Schon in zwei Jahren müsse die älteste und schmutzigste Hälfte der Kohlekraftwerke in Deutschland vom Netz sein, forderte Hiksch.

Neben einer Fahrraddemonstration, die von Köln aus über die Autobahn 555 nach Bonn führen soll, wollen auch Landwirte von kleinen oder ökologisch ausgerichteten Betrieben mit ihren Traktoren durch die Straßen fahren. Damit solle die konventionelle Landwirtschaft kritisiert werden, die ebenfalls an der Zerstörung des Klimas beteiligt sei, hieß es.

Die Auftaktkundgebung auf dem Münsterplatz beginnt um 12 Uhr, danach wollen die Demonstranten durch die Stadt in Richtung Konferenzort am World Conference Center ziehen. Dafür wird zeitweise die Adenauerallee gesperrt werden. Die Demo solle laut Hirsch vor allem auch ein Appell an die Parteien CDU/CSU, FDP und Grüne sein, die sich zurzeit in Sondierungsgesprächen über eine Regierungsbildung befinden. „Unsere Botschaft an die Jamaika-Verhandler ist: In den Koalitionsvertrag muss ein Fahrplan für einen schnellen und sozialverträglichen Kohleausstieg.“ Man wolle es der Bundesregierung nicht durchgehen lassen, dass sie sich als Klimaschützer darstelle, sagte er. Insbesondere der Autoverkehr in Deutschland sei ein „Klimakiller“. Auch beim Luftverkehr werde weiter auf Wachstum gesetzt. „Klimaweltmeister geht anders“, sagte Hiksch.

"Kohle ist blutig"

Christoph Bals von der Entwicklungsorganisation Germanwatch sagte, Deutschland müsse sich entscheiden, ob es Vorreiter im Verbrennen von Braunkohle oder für Klimaschutz sein wolle. „Die Kanzlerin kann nicht länger international die Dekarbonisierung verkünden und zu Hause die schützende Hand über die Kohle halten.“

Anika Schroeder vom katholischen Hilfswerk Misereor verwies auf Folgen des internationalen Kohlehandels. „Deutsche Energiekonzerne verbrennen Kohle aus Entwicklungsländern, bei deren Abbau Menschenrechte mit Füßen getreten werden.“ Millionen Menschen müssten ihre Heimat verlassen, weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlagen zerstört. Kohle sei deshalb nicht nur „dreckig, sondern auch blutig“, beklagte Schroeder.

Zu dem Bündnis, das am 4. November auf die Straße gehen will, gehören neben den Naturfreunden, Germanwatch und Misereor unter anderem Greenpeace, Oxfam und das Umweltinstitut in München. Insgesamt wird die Demonstration laut Hiksch von mehr als 80 Verbänden, Vereinen, Kirchen und Initiativen sowie Parteien unterstützt. Traditionell finden Demonstrationen zu Klimagipfeln während der Halbzeit der Konferenz statt. Aus Rücksicht auf den Sessionsstart im Bonner Karneval am 11. November habe man die Demonstration um eine Woche vorverlegt. (epd)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort