Behördenmitarbeiter häufig krank Mehr als sieben Prozent Krankenstand bei der Stadt Bonn

Bonn · In der Bonner Stadtverwaltung bleibt die Krankenquote wie im vergangenen Jahr hoch. Der Personalrat fordert deshalb, den Einstellungsstopp aufzuheben.

Es ist ein Problem, mit dem die Stadt Bonn nicht allein steht. Behördenmitarbeiter sind im Schnitt deutlich häufiger krank als Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft. Aktuelle Zahlen zeigen, dass sich in der Bundesstadt das Problem im vergangenen Jahr nicht entschärft hat.

Demnach wurden im Jahr 2017 in den Reihen der Stadtverwaltung 142.581 Arbeitstage aus Krankheitsgründen nicht erbracht. Das entspricht einer Krankenquote von 7,54 Prozent, die damit erneut leicht gestiegen ist und auch über dem Mittelwert der Mitglieder des Deutschen Städtetages (6,96 Prozent) liegt. Noch eklatanter ist der Unterschied zum bundesweit durchschnittlichen Krankenstand aller Arbeitnehmer, wie er sich aus Studien der großen Krankenkassen ergibt: Sie wiesen für die vergangenen Jahre durchschnittliche Krankenquoten um die vier Prozent auf.

Fehlzeiten in öffentlichen Verwaltungen haben aus Sicht der Allgemeinheit zwei Konsequenzen: Zum einen bleiben Akten liegen und Vorgänge verzögern sich; zum anderen zahlt der Steuerzahler das Gehalt der fehlenden Mitarbeiter weiter. Die Verwaltung hat für die Lage in ihren Ämtern eine auf den ersten Blick paradox anmutende Erklärung: Die Mitarbeiter, so schreibt sie in einer Stellungnahme zum Thema, würden inzwischen stärker auf ihre Gesundheit achten. Ein Grund sei ein 2016 neu angelegtes betriebliches Gesundheitsmanagement. „Die Achtsamkeit und Bewusstseinssteigerung für das Thema Gesundheit hat sich massiv erhöht“, so die Verwaltung. Auch die Erfahrungen in anderen Kommunen zeigten, dass die Einführung eines solchen systematischen Gesundheitsmanagements „aus diesem Grund häufig zunächst mit einer Steigerung der Krankenquote einhergeht“.

Arbeitsverdichtung lässt Krankenstände steigen

Auf lange Sicht zeigt sich die Verwaltung optimistisch, den hohen Krankenstand drücken zu können: So seien die Krankheitstage bei Langzeiterkrankten 2017 leicht rückläufig, und naturgemäß erhofft man sich auch aus dem Gesundheitsmanagement mittelfristig nicht mehr, sondern weniger Krankmeldungen. Gleichwohl verweise auch der Städtetag bei seinen Erklärungen für hohe Krankenstände auf die „seit Jahren stärker werdende Arbeitsverdichtung“.

Dass im Dienstleistungszentrum des Bürgeramtes die Krankenquote noch einmal über dem Bonner Durchschnitt liegt, erklärt die Verwaltung mit dem dort herrschenden Publikumsverkehr. Dies sei in anderen Städten nicht anders. Eine nach Ämtern sortierte Auswertung gibt es noch nicht, befinde sich aber in Vorbereitung, wie die Verwaltung auf Anfrage des Bürger Bundes Bonn mitteilt.

Personalrat Christoph Busch vermag all das offenbar kaum zu beruhigen. Er verweist auf den Anstieg der Krankenquote um 0,35 Prozentpunkte. „Auch die Überstunden bei der Stadt sind nur scheinbar rückläufig, wenn man die Zahl durch Sondereffekte bei der Feuerwehr bereinigt“, so Busch. Seine Schlussfolgerungen: Zwar sei die Intensivierung des Gesundheitsmanagements der richtige Ansatz, um die Gesundheit der Mitarbeiter in den Fokus zu rücken und die Krankenquote zu reduzieren. Die Ursache der Arbeitsverdichtung aber seien die in der Haushaltssatzung verankerte Wiederbesetzungssperre und der Einstellungsstopp, deren Streichung der Personalrat fordere. „Wir werden 2019 den Abschluss einer Dienstvereinbarung zum Überstundenabbau auf den Weg bringen“, kündigt Busch an.

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