Feinstaubmessung in Bonn Mehr Partikel an Wochenenden

Bonn · Der Bonner Wetterdienst hat ein Jahr lang die Belastung in der Luft gemessen. Die sauberste Luft atmen Bonner mittwochs.

Die Diskussion um saubere Luft wirkt oft abstrakt. Es geht um EU-weite Grenzwerte, deren Grenzen kaum jemand versteht. Der Bonner Wetterdienst Donnerwetter hat ein Jahr lang die in der Luft schwirrenden Partikel gemessen, um die Belastung in der Luft anschaulicher darstellen zu können. Das Ergebnis ist in Teilen bemerkenswert. „Wir waren selbst erstaunt, dass am Wochenende, wenn eigentlich weniger Verkehr über die Straßen rollt, die Zahl der Partikel besonders hoch liegt“, erklärte Karsten Brandt, Geschäftsführer der Donnerwetter.de GmbH.

Der Verkehr, so die Schlussfolgerung, belaste die Umwelt um einige Tage zeitversetzt. Die reinste Luft atmen die Bonner offenbar mittwochs, erst dann schlägt sich die verkehrsruhigere Zeit am Wochenende zählbar nieder. Konkret haben die Messungen ergeben, dass ein Erwachsener in Bonn im Schnitt 1150 Teilchen pro Kubikmeter Luft aufnimmt. Da ein Erwachsener 13 Kubikmeter Luft täglich atmet, müssen die Lungen mit 15 000 Teilchen täglich fertigwerden. Gemessen wurden nur Teilchen ab 0,3 Mikrometer Größe – etwa 200mal kleiner als die Dicke eines Haars.

Höchste Belastung am 24. Juli

Wohlgemerkt erfolgten die Messungen in Bechlinghoven, ein gutes Stück entfernt von den großen Durchgangsstraßen. „An den vielbefahrenen Hauptstraßen werden deutlich mehr Partikel in der Luft sein“, sagt Brandt. Die sauberste Luft gab es im Juni. Der Dauerregentag am 1. Oktober sorgte den Messungen zufolge für den Tag mit den wenigsten dicken Luftteilchen, am 24. Juli wurde dagegen an einem schwül-warmen Tag mit einer Belastung von 8000 Partikeln pro Kubikmeter Luft der Höchstwert erreicht.

Zumindest was die Auflagen der Gesetzgeber betrifft, hat die Stadt Bonn kein Feinstaubproblem mehr. Das Landesumweltamt kontrolliert an drei vielbefahrenen Messstationen an Reuterstraße, Bornheimer Straße und in Auerberg regelmäßig die Luftqualität. Durch die Einführung der Umweltzonen und der damit verbundenen Einfahrverbote für Dieselfahrzeuge ohne Rußpartikelfilter habe sich die Gesamtsituation laut Landesumweltamt verbessert. Hauptproblem ist das giftige Gas Kohlenstoffdioxid, das kein Filter aufhalten kann.

Brandt sagt dennoch: „Die Bonner Luft ist schadstoffbelastet und macht sicher immer noch krank.“ Im Vergleich zu Ländern wie dem Iran und China seien die Werte allerdings harmlos: Dort seien in Industriestädten durchaus 100 000 Partikel pro Kubikmeter zu finden. Das sei auch ein Grund dafür, dass im asiatischen Raum Messstationen zu deutlich günstigeren Preisen als in Europa verkauft würden. Dort gebe es für wenige Hundert Euro zuverlässig funktionierende Geräte. Eines davon hat Donnerwetter für seine Erhebung über das Jahr hinweg benutzt.

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