Stimmen zur Seilbahn Mehr Einwände als Visionen

BONN · Uniklinik und SPD halten die Seilbahn für ein sinnvolles Mittel zur Verkehrsentlastung, andere Politiker und SWB sind dagegen kritisch.

Das sagen Politiker

Bei der Seilbahn gehe es nicht nur darum, wie viele Menschen sie auf den Venusberg transportieren könne, sondern auch um den Standort der Talstation in Kessenich oder Dottendorf oder gar weiter in Richtung B 9. Das sagt Arno Hospes, in der vergangenen Legislaturperiode noch für die CDU in der Bezirksvertretung Bonn. Er bezweifelt, dass die Pendler alle mit Bus und Bahn kommen, deshalb müsse es auch ein Parkhaus geben. Parkfläche könnte es etwa am F.A.-Schmidt- und Dirt-Bike-Platz in Dottendorf geben. Aber ob das den Anwohnern recht wäre?

So ist Hospes dafür, die geplante Machbarkeitsstudie zu erstellen und ohne Denkverbot an die Sache ranzugehen. Seine Einschätzung ist, dass es einfachere Wege für eine Verbindung auf den Venusberg gibt als eine Seilbahn. Die Millionen, die man dafür ausgibt, könne man auch gut in Straßen investieren. So sei es möglicherweise ökologischer, ein paar Bäume am Venusberghang zu opfern, als die Autos täglich rund um den Berg über Kessenich und Poppelsdorf zur Uniklinik zu schicken.

Für das Projekt ist Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller (SPD). Sie hofft, dass die Stadt die Machbarkeitsstudie bald auf den Weg bringt, die dann eine Kosten-Nutzen-Relation ermittelt. "Die Verwaltung sagt, es fehlten ihr derzeit die Arbeitskräfte dafür", sagt die Politikerin, die Zweifel hat, dass es überhaupt noch was wird. Dabei seien doch Zuschüsse vom Land zu erwarten. Eine neue Straße auf den Berg sei ein zu großer Eingriff in die Umwelt.

Der Bürger Bund Bonn hält die Seilbahn nach wie vor für eine Utopie, und sie müsse auch bezahlt werden. "Die Verkehrsprobleme auf dem Venusberg werden wir nur dann in den Griff bekommen, wenn das Klinikgelände nicht immer weiter bebaut wird", sagt Stadtverordneter Johannes Schott. "Die Verantwortlichen müssen endlich einsehen, dass die Platz- und Kapazitätsressourcen erschöpft sind."

Das sagen die Stadtwerke

Der Venusberg ist heute mit den SWB-Buslinien 600, 601, 630 und 632 an das Bonner Busnetz angebunden. "Montags bis freitags fahren wir über 360-mal zum Uniklinikum und zurück", teilt SWB-Vizesprecherin Veronika John mit. Die Linie 601, die vom Hauptbahnhof über Poppelsdorf fährt, hat dabei die meisten Fahrgäste. Bei den Untersuchungen zum Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Bonn "hat der Gutachter 800 Fahrgäste pro Tag für die Seilbahn prognostiziert", so die SWB - wenn sie am Hindenburgplatz startet.

"Zum Vergleich: Die Linie 601 hat über 4000 Fahrgäste zwischen Hauptbahnhof und Venusberg, die Linie 600 bringt pro Tag rund 1200 Fahrgäste zum Uniklinikum. Eine Seilbahn könnte daher keine der Buslinien ersetzen", so John. Würde die Seilbahn über Dottendorf zum Bahnhof UN-Campus verlängert, sei wohl mit mehr Nutzern zu rechnen. Mit Anschluss an den Nahverkehr mit dem VRS-Tarif sei es möglich, Zuschüsse zu erhalten. "Damit könnte die Seilbahn aber nicht kostendeckend betrieben werden", so die Stadtwerke. Die Stadt Bonn mit ihrer angespannten Haushaltslage müsste die Löcher dann stopfen.

Ginge es dann doch los, müssten die SWB einen Betriebsleiter und mindestens einen Stellvertreter für die Seilbahn ausbilden oder einstellen. Wenn ein ähnliches System wie in Köln gebaut würde, könnte man bei der Technik wohl in einigen Punkten mit der Nachbarstadt zusammenarbeiten, so John.

Das sagt das Uni-Klinikum

"Es gibt verschiedene Alternativen beziehungsweise Denkmöglichkeiten, das Problem an der Wurzel anzupacken", sagt Professor Wolfgang Holzgreve, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Bonner Universitätsklinikums, zum Verkehr auf dem Venusberg. Neben den Anwohnern sei ja auch die Klinik von den vielen Autos und Wildparkern betroffen. So habe man ja erst jüngst ein weiteres Parkhaus mit Eigenmitteln gebaut.

Holzgreve möchte eine ergebnisoffene Diskussion und "eine seriöse Prüfung" - auch beim Thema Nahverkehr. Er sagt: "Eine Seilbahn ist für mich keineswegs Science-Fiction." Eine Variante sei auch die Trasse durch die Waldschneise nach Friesdorf, die bereits von Notfahrzeugen genutzt werde. Dort könnten eventuell Elektrobusse fahren, meint Holzgreve. Bei jeder Idee finden sich aber auch sofort wieder Kritiker. "Sich zu konkreten Lösungen bekennen ist am Ende schwerer als über die Verkehrssituation nur zu meckern."

Das sagt die Stadt

Derzeit ist die Seilbahn im Stadthaus kein Thema. Man werde sich wohl im Frühjahr wieder damit beschäftigen, heißt es aus dem Presseamt der Stadt.

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