Kinderleichter Einstieg in die Welt der Zahlen Mathematik-Ausstellung im Deutschen Museum Bonn

Bonn · Im Deutschen Museum gibt es bis Ende August mathematische Experimente zum Ausprobieren. Nach zehn Jahren ist die gleichnamige Wanderausstellung aus dem Gießener Mathematikum erneut in der Stadt.

 Das ist das Haus vom Nikolaus: Die Aufgabe besteht darin, die acht Strecken in einer Linie durchzuziehen. Es gibt mehr als eine Lösung. Die Klasse 8b des Beethoven-Gymnasiums tüftelt noch.

Das ist das Haus vom Nikolaus: Die Aufgabe besteht darin, die acht Strecken in einer Linie durchzuziehen. Es gibt mehr als eine Lösung. Die Klasse 8b des Beethoven-Gymnasiums tüftelt noch.

Foto: Martin Wein

Es sieht aus wie ein simples rot-grünes Puzzle. Die neugierige Frage, was es mit dem verschlungenen Muster auf sich habe, verlockt Mathematik-Professor Albrecht Beutelspacher aus Gießen zu einem längeren theoretischen Exkurs über aperiodische Muster, Quasi-Kristalle und die endlichen Möglichkeiten eines Fliesenlegers. Das sei ein aktuelles inner-mathematisches Thema, sagt Beutelspacher abschließend und meint damit: Es ist noch nicht vollends verstanden. Er schmunzelt: „Aber Sie können das Puzzle in etwa einer halben Stunde auch ohne höhere Mathematik lösen.“

Mehr Mathematik zum Anfassen gibt es bis zum 27. August im Deutschen Museum Bonn. Nach zehn Jahren ist die gleichnamige Wanderausstellung aus dem Gießener Mathematikum erneut in der Stadt. An 21 Probier-Stationen werden mathematische Zusammenhänge erlebbar. Auf einem Versuchsparcours können Besucher etwa das Verhältnis von Entfernung und Zeit grafisch abbilden. Mit Schritten vorwärts und zurück im richtigen Tempo gilt es einem Grafen auf dem Bildschirm zu folgen. „Das zeigt sehr schön, was eine mathematische Kurve ist“, sagt Beutelspacher.

Von Seifenblasen und Algorithmen

Museumsleiterin Andrea Niehaus experimentiert lieber mit Seifenblasen. In einem quaderförmigen Rahmen bilden sie spezielle Formen. Mit einem horizontal beweglichen Reifen kann jeder mit etwas Geschick sogar eine Riesenseifenhaut um den eigenen Körper ziehen. „Es bildet sich immer die Form mit der geringsten Oberfläche und damit der dicksten Haut“, erklärt Michael Meier vom Hausdorff Zentrum für Mathematik in Endenich. Darum sei der Schlauch in der Mitte konkav auch nach innen gewölbt.

Meier hält es für eine exzellente Idee, Mathematik nicht auf das Anwenden von Formeln zu verkürzen. Es sei eine Art, kreativ zu denken und die Realität abzubilden. Da es den meisten Menschen leichter falle, reale Eindrücke zu abstrahieren als abstrakte Zusammenhänge zu konkretisieren, sei die Ausstellung ein idealer Einstieg in die Welt der Zahlen. Und das bei jedem Anspruchsniveau: „Es gibt schließlich sehr viele mathematische Fragen, die ich einem Zweitklässler leicht erklären kann und die dennoch bis heute unbeantwortet sind“, verrät Meier.

Erinnerung an Arbeiten von Felix Hausdorff

Mathematiklehrer Thomas Dreiseidler vom Beethoven-Gymnasium begrüßt die Herangehensweise. Er ist mit Klasse 8b ins Museum gekommen. Manchmal basteln seine Schüler auch im Unterricht, verrät er.

Studierende des Hausdorff Zentrums übernehmen wie bereits vor zehn Jahren wieder die Führungen für Schüler aller Altersstufen und auch für Erwachsene. Dabei erinnern sie auch an die Arbeiten des Bonners Felix Hausdorff, der die Naturwissenschaft im 20. Jahrhundert entscheidend prägte, bevor die Nationalsozialisten ihn in den Selbstmord trieben.

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