Interview zum Bonner Rettungsdienst Marius Mainzer: "Kein Spielraum für ein seriöses Angebot"

Die Johanniter Unfall-Hilfe beteiligt sich nicht an den Rettungsdiensten. Sie fährt in Bonn nur Krankentransporte. Mit Marius Mainzer, Mitglied des Regionalvorstands, sprach Axel Vogel.

 Marius Mainzer, Mitglied des Regionalvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, in seinem Büro.

Marius Mainzer, Mitglied des Regionalvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, in seinem Büro.

Foto: Axel Vogel

Herr Mainzer, die Johanniter sind nur noch mit Krankentransportwagen (KTW), aber nicht mehr mit Rettungswagen (RTW) am Rettungsdienst in Bonn beteiligt. Warum?

Marius Mainzer: Wir haben der Stadt im Sommer ein erstes Angebot abgegeben – auf der Grundlage der Bereichsausnahme, für die wir uns stark eingesetzt haben. Nach Einspruch des Falck-Konzerns gab es im Herbst ein zweites Verfahren, an dem wir uns trotz organisatorischer Bedenken ebenfalls beteiligt haben. Erst als nach erneutem Einspruch von Falck ein dritter Anlauf nötig war und ein Zuschlag der Stadt im Dezember folgen sollte, haben wir aufgrund der Kurzfristigkeit auf ein Angebot verzichtet. Das wäre nicht seriös gewesen.

Warum nicht?

Mainzer: Nachdem wir aufgrund von rein preisorientierten Ausschreibungen in der Vergangenheit nicht mehr an der Bonner Notfallrettung beteiligt waren, hätten wir innerhalb weniger Wochen 40 neue Rettungsdienstmitarbeiter einstellen müssen. Das ist auf dem Arbeitsmarkt derzeit nicht zu realisieren. Wenn wir Johanniter ein Angebot abgeben, wollen wir als verlässlicher Partner handeln.

Warum ist die Bereichsausnahme wichtig? Warum soll der Falck-Konzern nicht zum Zuge kommen?

Mainzer: Hilfsorganisationen bieten der Stadt Bonn nicht nur Sicherheit im Rettungsdienst, sondern zusätzlich Unterstützung bei größeren Schadenslagen und in Krisensituationen. Beides gehört zusammen und bedingt einander. Ein gewinnorientiertes Unternehmen dagegen sichert zwar eine Dienstleistung zu – bietet aber nicht den gleichen umfassenden Bevölkerungsschutz und zahlreiche Ehrenamtliche wie eine Hilfsorganisation.

Wie geht es weiter?

Mainzer: Zunächst heißt es, die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur Bereichsausnahme abzuwarten. Es ist sinnvoll, dass nun ein neues Vergabeverfahren auf den Weg gebracht wird. Hier erwarten wir, dass der Bevölkerungsschutz angemessen berücksichtigt wird. An einer solchen Ausschreibung werden sich die Johanniter dann in jedem Fall wieder beteiligen.

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