Bonner Schwurgericht Mann aus Zülpich tötet Freundin mit 21 Messerstichen

Bonn/Zülpich · Ein 35-Jähriger aus Zülpich soll seine Freundin aus Eifersucht getötet haben. Nun kündigt er ein Geständnis an.

Kleine Augen, rotes Gesicht, Vollbart. Der Mann, der in Handschellen in den Sitzungsaal des Bonner Schwurgerichts gebracht wird, scheint den Beginn des Prozesses kaum abwarten zu können. Unruhig wippt der 35-Jährige auf dem Stuhl. Als Oberstaatsanwalt Robin Faßbender schließlich die Anklage verliest, werden seine Augen noch schmaler, sein Blick geht hilflos an die Decke.

Dem Zülpicher wird die Tötung seiner langjährigen Freundin vorgeworfen. Mit 21 Messerstichen hatte er auf die 29-Jährige in Hals, Kopf und Brust eingestochen. Aus Eifersucht, so Faßbender, weil er glaubte, dass sie ihm fremd geht und weil er „seine Ehre wiederherstellen“ wollte. Damit habe er aus niedrigen Beweggründen getötet, so der Ankläger, das sei fraglos ein Mord.

Der Prozessauftakt gestern war schnell wieder zu Ende: Ein psychiatrisches Gutachten über den 35-Jährigen, der damals depressiv gewesen sein soll, hatte noch nicht die Runde gemacht und muss noch von allen gelesen werden. So wurde das Verfahren bis Anfang Juni unterbrochen. Aber nicht ohne ein Versprechen von Verteidiger Bernhard Scholz: Der Angeklagte wolle das nächste Mal ein umfassendes Geständnis abgeben. Später, auf den Gerichtsfluren, erklärte Scholz: „Mein Mandant ist völlig fassungslos über das, was er getan hat.“ Wegen der Depression habe er damals massiv Medikamente genommen, aber auch viel Alkohol getrunken.

Der tödliche Angriff auf seine Freundin in der Nacht zum 19. November 2016 in der gemeinsamen Wohnung muss ausgesprochen brutal gewesen sein. Als die Frau leblos gefunden wurde, war sie durch zahlreiche Verletzung der inneren Organe verblutet; aber auch Hämatome im Gesicht und Würgemale am Hals zeugten - laut Gerichtsmedizin - von einem verzweifelten letzten Kampf, den sie am Ende verloren hat.

Eine Nachbarin hatte in der Nacht noch ihre Schreie gehört: „Lass das! Lass mich in Ruhe!“ Aber da das Paar sich häufiger stritt, hatte sie sich keine Gedanken gemacht. Erst am nächsten Tag, als die Polizei sie leblos in der Wohnung fand, erinnerte sie sich mit Erschrecken an diese letzten Worte.

Der Angeklagte hatte in der Nacht noch die Wohnung verlassen und war nach Trier gefahren. Noch am Tattag meldete er sich hier bei der Polizei und erzählte, dass er seine Freundin getötet habe. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Kein fremder Ort für den Angeklagten. Bereits als Jugendlicher musste er wegen Diebstahls, Raubes oder auch Drogendelikten Jugendstrafen absitzen. Fast fünf Jahre verbrachte er ab 2006, unter anderem wegen schwerer, räuberischer Erpressung, hinter Gittern. Damals bereits kannte sich das Paar und lebte auch schon zusammen. Der Prozess wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort