WCCB-Prozess Man-Ki Kim überrascht am 119. Verhandlungstag

BONN · Man-Ki Kim überrascht alle im Gerichtssaal, als er das Wort ergreift: "Sehr geehrter Herr Vorsitzender", sagt er auf Deutsch und entschuldigt sich sofort: "Mein Deutsch ist sehr einfach." Und für ihn doch zu schwer und auch schwer verständlich, und so wechselt er ins Englische, nachdem er noch erklärt hat: "Es tut mir aufrichtig leid, dass das WCCB-Projekt den Bürgern und Bonn so viele Probleme bereitet hat."

Seit 119 langen Tagen sitzt der gescheiterte Investor des World Conference Center Bonn mit seinen früheren Rechtsberatern Ha-S. C. und Wolfditrich Thilo vor Gericht; ihnen wird unter anderem schwerer Betrug, in Thilos Fall Beihilfe dazu, vorgeworfen. Mit Täuschung über die wahre Identität und Bonität von Kims Firma SMI Hyundai brachten Kim und C. den Stadtrat laut Anklage dazu, den Zuschlag fürs WCCB zu erteilen.

An diesem 119. Tag im Prozess um den Zusammenbruch des WCCB haben die drei nun das letzte Wort, bevor die Wirtschaftsstrafkammer am nächsten Freitag das Urteil über sie fällt. Kim betont vor allem, wie sehr er und seine Familie in den USA darunter gelitten haben, dass er weitab von ihnen im Gefängnis sitzt - seit bisher 853 Tagen. "Es war eine lange und schwierige Zeit für mich und meine Familie", sagt er.

Aber auch: "Ich sehe jetzt meine vielen Fehler und bin nicht stolz darauf. Ich kann gar nicht genug betonen, wie leid es mir für die Bürger Bonns tut." Doch er beteuert auch: "Alles begann mit guten Vorsätzen, und ich hatte nie vor, jemandem zu schaden." Sein Ziel sei immer gewesen, das WCCB fertigzubauen.

Die Zeit hinter Gittern sei die demütigendste seines Lebens, aber auch die lehrreichste gewesen. Er wisse jetzt, dass nicht das Geschäft, sondern seine Familie das Wichtigste in seinem Leben sei, und Frau und Kinder litten entsetzlich. Er sehne sich verzweifelt danach, zu ihnen zurückkehren zu dürfen. "Ich bete zu Gott, dass das Gericht die Kraft findet, ein gerechtes Urteil zu fällen", endet er auf Deutsch.

C. und Thilo beteuern ihre Unschuld, und C. erklärt: "Ich weiß, ich bin kein Betrüger." Er habe bei dem Projekt mitgemacht, "um Deutschland, das mir soviel gegeben hat, zu danken", sagt C., der in seiner neuen Heimat als Anwalt Erfolg hatte. "Bonn als Zentrum des Weltfriedens zu etablieren, das war die Idee, daran wollte ich mitwirken. Das WCCB-Projekt sollte meine Laufbahn krönen." Kim bedankt sich am Ende bei allen, die ihm beigestanden hätten. Darunter seien auch Bonner Bürger gewesen.

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