Weißer Hirsch im Kottenforst Märchenhafte Begegnung

Bonn · Auf einen seltenen weißen Hirschen traf ein Fotograf im Kottenforst. Im Morgengrauen trat das schöne Tier aus dem Tannenwald und verschwand so schnell wie es aufgetaucht war.

Eigentlich hatte sich der Fotograf Samuel Marcadé am frühen Morgen aus dem Bett gequält, um mit seiner Kamera im Kottenforst die Stimmung des Herbstmorgens einzufangen. Doch stattdessen kam es im Wald zu einer märchenhaften Begegnung: An einer Straße traf Marcadé auf einen seltenen weißen Hirsch. Geistesgegenwärtig betätigte der Bonner den Auslöser, sein Foto erregt seitdem im Internet Aufsehen.

„Leider war der Himmel sehr bedeckt“, erzählt Samuel Marcadé. „Ich konnte daher keine guten Fotos machen und war auf dem Rückweg, als ich den Hirsch sah.“ Das Tier bewegte sich gerade aus dem Tannenwald auf eine Straße zu und bemerkte den Fotografen zunächst nicht. „Ich habe mich dann neben die Straße gebückt und gewartet“, so Marcadé. „Nach ein paar Sekunden war er nah genug, dass ich ihn fotografieren konnte.“ Nachdem er das Foto gemacht hatte, verschwand der Hirsch auch schon wieder im Wald und war nicht mehr zu sehen. Marcadé lud das Bild unter anderem auf seiner Facebook-Seite hoch, wo es seitdem diskutiert wird.

„Hoffentlich wird der nicht bald illegal von einem Sammler geschossen“, schreibt dort beispielsweise eine Nutzerin. Bezirksförster Willi-Josef Wild gibt dazu Entwarnung: „Zwischen den Jägern der Region gibt es eine Vereinbarung, die besagt, dass die weißen Hirsche nicht geschossen werden, um deren Entwicklung beobachten zu können.“ Früher sei dass anders gewesen, so Wild. Damals seien die Tiere bevorzugt geschossen worden, da ihr Fell als zu auffällig empfunden wurde und man einen regelrechten Waldtourismus verhindern wollte.

Woher kommen die weißen Hirsche?

Doch woher kommen die weißen Hirsche überhaupt und wie viele gibt es bei uns? „Im Kottenforst leben zwei, vermutlich drei weiße Hirsche“, sagt Wild. „Die Tiere gehören zu der Familie des asiatischen Damwilds und wurden hier im 19. Jahrhundert angesiedelt, nachdem unter Napoleon das Rotwild ausgerottet worden war.“ Denn Rotwild war die Lieblingsbeute der Kurfürsten, die die Jagd als einen sportlichen Zeitvertreib ansahen.

Nach ihrem Einfall ins Rheinland wollten die Franzosen den Kurfürsten eins auswischen und erlegten den gesamten Bestand. „Die Aktion sollte der alten Herrschaft ein symbolisches Ende setzen“, weiß Uwe Schölmerich vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft. „Im Jahr 1883 wurde dann das Damwild bei uns eingebürgert. Zurzeit leben etwa 300 Tiere im Kottenforst.“

Das weiße Fell der drei Hirsche sei dabei nur eine Farbvariante. „So wie es beim Menschen blonde oder schwarze Haare gibt. Die Tiere sind daher auch keine Albinos, wie sich vermuten lassen könnte“, sagt Förster Willi-Josef Wild. Der Hirsch, den Marcadé im Morgengrauen fotografiert hat, ist circa fünf Jahre alt und vermutlich das Kind eines weiblichen Tieres, das noch immer im Kottenforst lebt. „Dazu gibt es vermutlich noch einen weiteren weißen Hirsch, der so um die zwei Jahre alt sein muss“, sagt Wild. „Doch die Tiere werden auch von uns äußerst selten gesehen, daher ist es schwierig die genaue Anzahl zu bestimmen. So eine Begegnung ist schon etwas ganz Besonderes.“

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