Kommentar zum WCCB-Urteil Märchenstunde beim WCCB ist vorbei

Meinung | Bonn · Die Behauptung der Stadt, sie sei beim WCCB-Skandal einfach auf einen Betrüger hereingefallen, gilt nun nicht mehr. Das muss weitere Konsequenzen haben, fordert GA-Redakteur Andreas Baumann.

Die Geschichte vom WCCB-Investor, der die arglose Bonner Stadtverwaltung getäuscht hat, ist endlich auch juristisch als das entlarvt, was sie ist – ein dreist aufgetischtes Märchen. Seit Jahren tun Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, Ex-Stadtdirektor Arno Hübner oder auch Ex-Stadtsprecher Friedel Frechen ganz so, als sei die Stadt beim Skandal um das World Conference Center einfach nur von Betrügern hereingelegt worden. Seit Mittwoch zieht diese Schutzbehauptung nicht mehr – und das muss Konsequenzen haben.

Die 1. Zivilkammer des Bonner Landgerichts nennt zwar keine Namen. Sie stellt mit ihrem Urteil aber zwei wichtige Punkte unmissverständlich klar: Die Stadtverwaltung wusste vor der entscheidenden Ratssitzung im Dezember 2005 sehr wohl, dass „Investor“ Man-Ki Kim nicht über genug Eigenkapital für das Prestigeprojekt verfügte. Und ihr war auch bekannt, dass keineswegs der große Hyundai-Konzern hinter dem Mann stand. Damit war das Risiko für die Stadt viel zu hoch. Kim mag ein Windhund mit betrügerischen Absichten gewesen sein, aber die Stadtverwaltungsspitze – und womöglich auch einige wenige eingeweihte Ratspolitiker – haben ihm die Tür weit geöffnet, weil sie die mit der Bundesregierung verabredeten WCCB-Pläne unbedingt durchpeitschen wollten.

Der Schaden für Bonn ist millionenschwer und wird den defizitären Haushalt noch auf Jahrzehnte belasten. Nach dem eindeutigen Urteil des Landgerichts sind die bereits diskutierten Schadenersatzklagen der Stadt gegen Dieckmann und andere Verantwortliche zwingend.

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