Kontroverse im Bonner Bauausschuss Luxuswohnungen an Janker Klinik geplant

BONN · Seit mehreren Jahren liegt das Gelände des ehemaligen Schwesternwohnheims neben der Janker Klinik in Dottendorf brach. Jetzt soll es ganz schnell gehen: Das ehemalige Schwesternheim wird abgerissen. Sozial geförderte Wohnungen sind allerdings nicht vorgesehen.

In einer Vorlage für den Planungsausschuss und die Bezirksvertretung Bonn schlägt die Stadtverwaltung vor, dem Bauvorhaben für 42 Wohnungen „ausschließlich im hochpreisigen Segment“ eine möglichst hohe Priorität einzuräumen. Allerdings: sozial geförderte Wohnungen – in Bonn dringend benötigt – will der Investor an dem Standort nicht verwirklichen.

Die geplante drei- bis viergeschossige Wohnanlage mit Staffelgeschoss wird von dem Immobilienunternehmen RheinWest entwickelt, die Kessenicher GmbH Rhegio Plus fungiert als Bauherr. Der Planung zufolge soll zudem zwischen Hausdorff- und Villenstraße eine Tiefgarage mit 46 Stellplätzen errichtet werden. Die Apotheke im jetzigen Ärztehaus, das abgerissen wird, soll in einem Eckgebäude der neuen Anlage unterkommen. Lutz Michael Kelle, Geschäftsführer von Rhegio Plus, rechnet mit einer Bauzeit von 14 bis 15 Monaten. Allerdings steht die Genehmigung seitens der Stadt Bonn noch aus.

„Das städtebauliche Konzept ist plausibel und wird von der Verwaltung insgesamt grundsätzlich positiv bewertet“, heißt es in der dazugehörigen Beschlussvorlage. Die Verwaltung bemängelt allerdings, dass die Planung keinen sozialen Wohnungsbau beinhalte. „Der Antragsteller signalisiert indes keine Möglichkeit zur Anpassung des Konzepts“, teilt die Verwaltung mit. Im Hinblick auf die städtebauliche Bedeutung des Vorhabens zur Behebung des Missstandes des ungenutzten ehemaligen Schwesternwohnheims und der bereits langen Planungsvorgeschichte schlägt sie vor, das Verfahren mit Priorität durchzuführen.

Priorität für Bauvorhaben

„Daraus darf kein Präzedenzfall erwachsen“, sagt Bert Moll, planungspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. Er erwartet „erhebliche Diskussionen“ unter den Ratspolitikern. Denn preiswerter Wohnungsbau in Bonn sei wichtig, und dieses Bauvorhaben widerspreche der Koalitionsvereinbarung, nach der solche Projekte wenigstens 30 Prozent sozialen Wohnungsbau beinhalten sollten. Grundsätzlich befürwortet er aber, „dass es auf dem Gelände weitergeht“.

Kann der Antragsteller also jetzt die Bedingungen diktieren? Für Kelle kommt sozialer Wohnungsbau an dieser Stelle nicht in Frage: Man müsse die Kosten für den Kauf des Geländes decken. Es werde aber an einer Lösung gearbeitet: Als Ausgleich soll an anderer Stelle sozialer Wohnungsbau errichtet werden. Wo, das wollte er nicht preisgeben, weil das auch noch nicht in trockenen Tüchern sei. Möglicherweise, so Kelle, könnte eine ungenutzte Bundesimmobilie im näheren Umkreis von Dottendorf dafür verwendet werden.

Das Bauvorhaben nahe dem Quirinusplatz soll auch den Dottendorfern zugutekommen: In Zusammenarbeit mit der Jancker Klinik soll eine Parkanlage entstehen, die für die Öffentlichkeit auch zugänglich gemacht werden soll. Er habe gute Gespräche mit verschiedenen Gruppen in Dottendorf geführt, so Kelle, und rechne deshalb nicht mit Gegenwind der Anwohner wie beim derzeit laufenden Bauprojekt an der Reuterbrücke, wo rund 200 Wohneinheiten entstehen.

Die prioritäre Behandlung des Vorhabens ist Teil eines neuen Konzeptes der Verwaltung bei der Schaffung von Planungsrecht. Auch dazu gibt es eine Beschlussvorlage: Bisher prüft die Stadtverwaltung zunächst ein Bauvorhaben, was zeit- und kostenintensiv sein kann, bevor es dem Planungsausschuss und damit der Politik zur Entscheidung vorgelegt wird. Wenn diese das Projekt dann grundsätzlich ablehnt, war die ganze Vorarbeit vergeblich. Das will die Stadt künftig verhindern, indem der Planungsausschuss zu einem deutlich früheren Zeitpunkt des Prozesses eingebunden werden soll.

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