GA-Serie: Bonn macht Spaß Live und in Farbe

BONN · Der Bonner Comedian Dave Davis alias Motombo Umbokko begegnet Vorurteilen mit Ironie und Wortwitz.

 Der Bonner Comedian Dave Davis im Gespräch: Humor darf direkt sein, ohne zu verletzen.

Der Bonner Comedian Dave Davis im Gespräch: Humor darf direkt sein, ohne zu verletzen.

Foto: Barbara Frommann

Zollinspektor Dave Kujan sitzt vor der Pinnwand in seinem Büro und versucht, mit etwas Abstand die Antwort auf die Frage aller Fragen zu finden? Wer ist Keyser Söze? Als er zu ahnen beginnt, welches Spiel der in Wahrheit mit ihm gespielt hat, als ihm die Kaffeetasse aus den Händen fällt, am Boden zerschellt und sich dabei um die eigene Achse dreht, erreicht der Lieblingsfilm des Bonner Comedians und Musikers Dave Davis seinen Höhepunkt. "Die üblichen Verdächtigen" hat der 39-Jährige auf diese Frage geantwortet; wie aus der Pistole geschossen, um im Bild zu bleiben.

Mit der unbestechlichen Coolness dieses kleinen, aber feinen Meisterwerks hat Davis privat so manches gemeinsam. Auch wenn sich das manche schwer vorstellen können, die ihn vor allem als liebenswerten und unbekümmerten Toilettenmann Motombo Umbokko kennen.

Ein Maximalpigmentierter, der sein schweres Los im weißen Kittel mit rabenschwarzem Humor trägt. Der seinem Publikum zuliebe ein paar Sprachfehler einbaut; obwohl er Deutsch in Wahrheit nicht nur perfekt, sondern gleich in mehreren Varianten spricht. Kölsch ist eine davon, denn in Köln wurde Dave Davis 1973 geboren. Die Familie stammt aus Uganda und "hat mich im Alter von ein paar Monaten nach Bonn verschleppt", wie er scherzhaft hinzufügt.

"Spaß um die Ecke", wie Motombo sagen würde. Aber im Ernst: Davis ist Bonner aus Überzeugung. "Je öfter ich wegfahre, desto lieber komme ich hierher zurück. Bonn ist wirklich schön. Alles lässt sich schnell erreichen." Zum Beispiel mit seinem Fahrrad, das draußen an der Wand der Espressobar am Neutor steht.

Was aber macht nun ausgerechnet seine Wahlheimat zum Eldorado für Comedians und Kabarettisten? "Darauf hab ich eine Antwort: Je besser der Boden, desto schöner die Frucht." Meint die rheinische Mentalität, das ins Mediterrane spielende "Leben und leben lassen", die Offenheit, auf andere zuzugehen.

So hip wie in Berlin braucht es dabei nicht zuzugehen, "obwohl ich für einen gewissen Stil durchaus empfänglich bin. Ich mag Design; alles in weiß, klare Linien. Da weiß man doch gleich, wo der Chef sitzt", fügt Davis augenzwinkernd hinzu. Persönlicher Geschmack und Lebensphilosophie gehen bei ihm Hand in Hand, auch in dem was er trägt. "Ich ziehe mich so an, dass ich jederzeit auf eine Party gehen kann, ohne dort unangenehm aufzufallen."

Ein gewisser Bekanntheitsgrad lässt sich inzwischen nicht mehr leugnen. Ganz wie man's nimmt, und Davis nimmt es mit einer erfrischenden Portion Selbstironie. "Meistens geht das so: Sie fragt, ist er das? Er antwortet: Nein, auf gar keinen Fall. Und ich sage: doch, stimmt schon."

Kürzer ließe sich sein Senkrechtstart als Comedian kaum fassen. 2007 meldete Davis sich bei einer Offenen Bühne an, um das ihm bereits seinerzeit nachgesagte Talent auf die Probe zu stellen. Dem folgten weitere Gastspiele und schließlich sogar erste Fernsehauftritte bei NightWash, TV Total sowie Cindy und die jungen Wilden.

2009 folgte mit dem renommierten Prix Pantheon in zweifacher Ausführung der endgültige Durchbruch: Für die Rolle des Motombo Umbokko wurde Davis mit dem Publikums- und dem Fernsehpreis ausgezeichnet. Im Dezember 2009 debütierte Dave Davis mit seinem ersten abendfüllenden Solo namens "Spaß um die Ecke". Seit einigen Monaten gehört er zum Ensemble der neuen Wochenshow auf Sat 1.

Der Mann, der Musik macht, singt, Gedichte schreibt und selbst gern als sympathischer Underdog durchgeht, hegt eine ausgeprägte Abneigung gegen das dumpfe Überlegenheitsgefühl mancher Leute, oder den vermeintlich positiven Rassismus; nur komplett mit passendem Helfersyndrom. Dave Davis begehrt dagegen auf. Er will sich aufregen, die Verkrampfung lösen. "Das Ganze nicht so verbissen sehen" lautet sein Credo.

Nach seinen Vorbildern gefragt, nennt der 39-Jährige den amerikanischen Comedian und Schauspieler Dave Chappelle. Dasselbe Baujahr, auch äußerlich könnten die beiden Brüder sein. An seinem Namensvetter mag Davis genau die Art, das Publikum locker zu machen.

Den Rest könnte er jetzt wie im Fragebogen abhaken: "Gin Tonic Saphire, Kaffee und Wasser, Coldplay, Pasta, Rolf Miller und Joseph Harder. "Jetzt brauchen wir eigentlich nur noch die passenden Fragen dazu", scherzt Davis. Von den Getränken über die Lieblingsband und das Lieblingsessen bis zu den Kollegen, die er selbst gern auf der Bühne sieht. Das mit dem Film hatten wir ja schon.

Und beruflich: Davis steht nun kurz nun vor der Premiere seines zweiten Bühnenprogramms, das am Samstag, 6. Oktober, im Bonner Pantheon Premiere feiert: "Live und in Farbe", so heißt es. Das erste Album als Musiker ist in Arbeit, die Veröffentlichung läst allerdings - dem Senkrechtstart als Comedian geschuldet - wohl noch ein wenig auf sich warten.

... und zu guter Letzt

Ein Witz, erzählt von Dave Davis: „Wie nennt man einen Spanier, dem man das Auto geklaut hat? Carlos.“

Die neue GA-Serie

Bonn ist ein gutes Pflaster, um eine kabarettistische Bühnenkarriere zu starten. Viele große Stars haben beim Springmaus-Improvisationstheater angefangen oder vor kleinem Publikum in Clubs und Kneipen ihre Programme getestet. Bonn macht Spaß heißt eine neue Serie, in der wir in loser Folge Kabarettisten und Comedians aus Bonn vorstellen: zum Auftakt Newcomer Dave Davis, in der nächsten Folge Urgestein Andreas Etienne.

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