FC Rot-Weiß Lessenich Leerstehende Wohnung soll zum Vereinsheim werden

Lessenich · Der FC Rot-Weiß Lessenich wartet auf einen Beschluss, eine leerstehende Wohnung als Vereinsheim nutzen zu können. Die Politik ziert sich aber noch und will alle Vereine gleich behandeln.

Nach jahrelangem Tauziehen um den Umbau einer städtischen Wohnung am Alten Heerweg zum Vereinsheim fällt es dem Vorsitzenden des FC Rot-Weiß Lessenich schwer, Verständnis für die Verzögerungen aufzubringen. „Wie der sprichwörtliche „Ochs' vorm Berg“ stehe er vor den Pro-blemen, die sich immer wieder neu auftürmten.

Der Verein hat ein Angebot zur Finanzierung unterbreitet. Das Sport- und Bäderamt hat eine Beschlussvorlage formuliert, die dem Sportausschuss in nicht öffentlicher Sitzung am Dienstag vorlag. Doch die Koalition aus CDU, Grünen und FDP vertagte auf die nächste Sitzung – am 18. Juni.

Wie es Nicole Bonnie (CDU) erläutert, gibt es noch Gesprächsbedarf mit dem Sportamt. Strittig sei der für den Verein angesetzte Mietzins. Man wolle noch einmal verschiedene Möglichkeiten ausloten. „Einerseits wollen wir die Leistung und das Engagement des Vereins anerkennen, andererseits soll die Entscheidung auch fair sein im Vergleich mit anderen Vereinen.

Nach Informationen des General-Anzeigers schlägt das Sportamt vor, für die seit 2016 nicht genutzte, 81 Quadratmeter große Wohnung eine Grundmiete von 150 Euro plus 100 Euro Betriebskosten zu veranschlagen. Eine Baugenehmigung wurde bereits erteilt.

Das Städtische Gebäudemanagement (SGB) hatte dem Umbau 2017 zugestimmt und veranschlagte damals eine ortsübliche Miete in Höhe von rund 600 Euro plus 220 Euro Nebenkosten. Wie Marco Jost bestätigt, hat der Verein jedoch darum gebeten, die Miete für 13 Jahre auszusetzen. „Das würde in der Summe dem Geld entsprechen, das der FC anteilig für den Umbau aus eigener Kasse finanziert“, so Jost.

Die andere Hälfte der insgesamt veranschlagten 214.000 Euro soll als Zuschuss aus Sportfördermitteln von der Stadt getragen werden. Zumindest „eine Rohbaumiete“ an das SGB zu zahlen, wäre für Jost ein Ansatz, der auch von der Stadt unterstützt wird. Zugleich wendet er ein, dass der gemeinnützige, ehrenamtlich geführte Verein mit rund 1000 Mitgliedern auch seine soziale Funktion als geldwerten Anteil einzahle.

Den Sportplatz nutzt der FC bereits als Erbpachtgrundstück und hat ihn laut Jost auf Kredit für 510 000 Euro saniert. Der Verein ist auf Erbpachtbasis auch an dem Gebäude interessiert. „Wo ist jetzt das Problem?“, ärgert sich Jost.

Für die Verwaltung gibt es offenbar keins. Sie drängt in der Beschlussvorlage auf eine Entscheidung, aber die Politik zieht nicht mit. „Die Verwaltung stellt uns vor vollendete Tatsachen – mit einer Beschlussvorlage, die nicht abgesprochen ist“, kritisiert Florian Bräuer (FDP). Unsere Aufgabe ist es, abzuwägen zwischen der Belastung des städtischen Haushalts und Vereinsinteressen“. Rolf Beu (Grüne) sieht skeptisch, dass die Stadt das Gebäude verkaufen will.

Statt Vertagung hätte die SPD im Sportausschuss lieber eine Debatte geführt. „Wir sprechen doch zunächst einmal von Wohnraum“, sagt Fenja Wittneven-Welter. „Über Zweckentfremdung müssen wir sprechen.“ Außerdem dürfe keinesfalls der Eindruck entstehen, dass ein Verein bevorzugt werde. Auch Johannes Schott (BBB) hat Bedenken: „Es kann nicht sein, dass die Verwaltung sich nicht an die beschlossene Zweckentfremdungssatzung hält oder diese versucht zu umgehen. Und verdeckte Sportförderung vor allem gegenüber anderen Vereinen halten wir für inakzeptabel.“

Viele Einwände kennt Marco Jost bereits – spätestens seit dem Ortstermin Mitte März. „Der Vergleich mit anderen Vereinen ist doch gar nicht möglich. Wenn die Stadt die Wohnung an eine Familie vermieten will, muss sie Geld in die Hand nehmen. An dem Gebäude ist seit Jahren nichts gemacht worden.“

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