Angebot der Bonner Bahnhofsmission Kurze Andacht am Gleis 1

BONN · 17.15 Uhr, Rushhour in Bonn. Auch an Gleis 1 des Hauptbahnhofs herrscht Hochbetrieb, als eine ältere Dame zum Ende des Bahnsteigs strebt. Dort betritt sie die Bahnhofsmission und findet sich unvermittelt in einer anderen Welt.

Dagmar Thewes liest aus der Bibel, und dicht gedrängt lauschen zwölf Menschen den Worten der Altkatholikin. Seit August 2015 bietet die Bahnhofsmission den Reisenden, aber auch Menschen, die in der Nähe leben und kurz dem Alltag entfliehen wollen, an jedem dritten Mittwoch im Monat die Gelegenheit zu einer kurzen, viertelstündigen Andacht.

Die ältere Dame lebt in der Nähe und will auf dem Heimweg ein paar Minuten innehalten: „Leider habe ich es nicht rechtzeitig geschafft“, flüstert sie entschuldigend, während sie sich auf den letzten freien Platz setzt.

Die regelmäßigen Andachten sind – wie auch die Bahnhofsmission selbst, die finanziell zu gleichen Teilen von der Diakonie und Caritas getragen wird – ein ökumenisches Angebot, und Vertreter der Konfessionen wechseln einander monatlich ab.

Mittel, um der Hektik des Alltags zu entfliehen

„Andachten dürfen auch wir Laien feiern“, erläuterte Thewes. Für viele sei solch eine kurze spirituelle Rast offenbar ein gutes Mittel, in der Hektik des Alltags einmal innezuhalten. Auch Menschen ohne festen Wohnsitz gehören zur Klientel der Ehrenamtlichen – aber nicht nur.

„Vom Geschäftsmann bis zur Obdachlosen: Zu uns kommt eigentlich jeder“, sagte Monika Kleinsorge von der Bahnhofsmission. Die Bahnhofsmissionen mit ihren mehr als 2300 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern seien zentrale Knotenpunkte des sozialen Netzes in den Städten und an den Bahnhöfen. Entsprechend heterogen sei auch die Klientel, die zu den seit dem vergangenen Jahr regelmäßig stattfindenden Andachten in der Bonner Mission kämen.

Organisiert werden die christlichen Feiern von ehrenamtlichen Mitarbeitern wie Kleinsorge oder Martin Winkler. Der ehemalige Jurist gehört erst seit Kurzem zum Team der Bahnhofsmission und las während der Andacht eine kurze Stelle aus dem Lukasevangelium über die Aussendung der 72 Jünger vor. „Ich war schon immer sehr eisenbahnaffin und wollte mich christlich engagieren“, beschreibt der 65-Jährige seine Motivation.

Die nächste Andacht findet am 16. November ab 17.15 Uhr statt.

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