Kunstaktion der Alanus-Studenten Kunstrasen im Bonner Loch bewegt die Bürger

Bonn · „Blödsinn“, „coole Aktion“ und „Geldverschwendung“: Die Kunstaktion der Alanus-Studenten in Bonn sorgt in den sozialen Netzwerken für reichlich Interesse und Diskussion.

 So hat man das Bonner Loch noch nie gesehen - die Studenten der Alanus Hochschule verlegten hier 300 Quadratmeter Rollrasen.

So hat man das Bonner Loch noch nie gesehen - die Studenten der Alanus Hochschule verlegten hier 300 Quadratmeter Rollrasen.

Foto: Dennis Sennekamp

Am Montag waren im Zuge ihres Projekts „Wie wir leben“ anlässlich des 20. Geburtstags Bonns als UN-Stadt rund 300 Quadratmeter Rollrasen im Bonner Loch ausgelegt worden. „Wir freuen uns über das unerwartet große Feedback“, sagen die Architektur-Studenten Leonard Palm (24) und Thomas Bohne (23). Sie haben mit ihrer Kommilitonin und Ideengeberin Anna Wandrey den Rollrasen ausgelegt. „Es ist faszinierend zu sehen, wie der als 'Unort' gebrandmarkte Platz durch den Rasen wieder in das Bewusstsein der Bonner rückt und dass jetzt in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wird“, so Palm und Bohne. Der Rollrasen wird übrigens wiederverwertet: „Nach Ende der Aktion wird er an zwei Kindergärten in der Region gespendet“.

Auch die weiteren Aktionen der Studenten sorgen für Aufsehen, zum Beispiel in Tannenbusch. Vor dem Tannenbusch Center steht ein großer Frachtcontainer, in dem ein Schreib-Labor untergebracht ist. Dort können Besucher auf einer Schriftrolle ihre ganz persönlichen Gedanken zum Leben verewigen - egal in welcher Sprache. „Bis jetzt haben wir Zitate in zehn verschiedenen Sprachen gesammelt“, berichten Dilberay Köle (26), Michaela Alanis (28) und Nina Tschubinischuli (21), die das Projekt betreuen. „35 der insgesamt 50 Meter langen Rolle wurden schon beschrieben.“

In Bad Godesberg hat sich Künstler Michael Gatzke mit der Würde des Menschen auseinandergesetzt. Am Mittwoch zeigte er seine Wanderinstallation auf dem Theaterplatz, danach ist sie am Frankenbad und im Bonner Loch zu sehen, bevor die 200 lackierten weißen Holzstelen am Samstag am Alten Rathaus aufgestellt werden. Auf jeder Stele ist ein Kernsatz zur Menschenrechtsidee zu lesen, entnommen aus 39 Verfassungen. „Die meisten Sätze sind in der jeweiligen Landessprache verfasst, teilweise sind aber auch deutsche und englische Übersetzungen zu lesen“, so Gatzke.

Dass er Holz als Material gewählt hat, ist kein Zufall: Es symbolisiere Dichte, Stabilität und Festigkeit der Menschenrechtsidee. „Die Stelen werden bewusst Wege versperren und die Passanten zu einem kurzen Halt oder Umweg verleiten.“. So sollen diese unter anderem damit konfrontiert werden, dass Menschenrechte, wenn man sie berücksichtigt, Prozesse aufhalten und behindern können und müssen.

Projektkoordinatorin und Alanus-Professorin Ulrika Eller-Rüter ist sehr zufrieden mit den Aktionen. „Trotz des schwierigen Wetters ist die Projektwoche gut angelaufen“, sagt sie. „Ich finde es erstaunlich, dass so viele Leute bei den Aktionen mitmachen.“ Die Kunstaktionen dauern noch bis Samstag. Zum Abschluss präsentieren die Künstler beim Bürgerfest zum Tag der Vereinten Nation von 11 bis 17 Uhr ausgewählte Projekte auf dem Marktplatz.

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