Bauprojekt Dransdorfer Mühle Kritik an sozialem Wohnungsbau

Dransdorf · Im März 2018 werden mehr als 100 Neubürger nach Dransdorf ziehen. Dann nämlich, wenn die 46 Wohnungen fertig sind, die auf dem ehemaligen Areal der Dransdorfer Mühle an der Siemensstraße gebaut werden. Derzeit ist die Baugrube dafür ausgehoben.

Die Bauarbeiten für die Wohnbebauung an der ehemaligen Dransdorfer Mühle haben begonnen.

Die Bauarbeiten für die Wohnbebauung an der ehemaligen Dransdorfer Mühle haben begonnen.

Foto: Roland Kohls

Mit dieser Wohnanlage, die durch öffentliche Förderung von der städtischen Wohnungsgesellschaft Vebowag gebaut wird, haben aber so manche Dransdorfer Schwierigkeiten. Nicht, weil dort generell gebaut wird. Aber sie fordern eine bessere Verteilung des sozialen Wohnungsbaus in der Stadt Bonn. Das machten sie auf einer SPD-Bürgerversammlung am Mittwochabend deutlich.

„Der soziale Wohnungsbau wird viel zu stark in Dransdorf und im Bonner Norden konzentriert“, bemängelte eine Frau. „Das ist nicht mehr auszuhalten.“ Eine andere stimmte zu: „Auf dem Venusberg und in Ückesdorf gibt es überhaupt keinen sozialen Wohnungsbau, aber bei uns wird es immer mehr“, sagte sie.

Diese Massierung sei ein Problem, auch in der Außenwirkung. In der Tat hat Dransdorf eine Quote an Sozialwohnungen von 35 Prozent, das ist mehr als in Tannenbusch. Und im Bonner Schuldneratlas nimmt Dransdorf eine Spitzenposition ein, hier ist fast jeder Vierte überschuldet. Trotzdem sei der Ort für viele Menschen auch aus der gutbürgerlichen Schicht eine liebgewonnene Heimat mit intaktem Vereinsleben, hieß es.

Klaus Stüer vom Stadtteilverein machte klar, der Ort sei keine „Assi-Hochburg“, wie viele von außerhalb glaubten. „Wir reden hier in Dransdorf nicht über die abgehängten zwei Prozent der Bevölkerung. Wir reden auch nicht über einen sozialen Brennpunkt in Sachen Kriminalität, sondern in Sachen Verdienst.“ Es gebe nun mal viele Dransdorfer, die mit geringem Einkommen auskommen müssten.

Ein Problem für die Bürger ist wohl auch, dass die Infrastruktur des Ortes nicht Schritt mit dem Zuzug hält: Die Kettelerschule sei überlaufen, es gebe nur wenige praktische Ärzte und „Stau“ bei der Kindergarten-Anmeldung. „Seit vor sechs Jahren das Einkaufszentrum eröffnet wurde, hat sich hier nichts mehr getan“, bemängelte eine Frau. Ratsherr Stephan Eickschen nickte zustimmend und sieht darin eine politische Aufgabe für die SPD in den nächsten Jahren.

Er und sein Parteifreund Peter Kox, der als Landtagskandidat in den Startlöchern steht, lobten am Ende die Qualität der Bürgerversammlung: Es sei deutlich geworden, dass sich die Dransdorfer nicht „gegen Sozialwohnungen“ als solche wehrten.

Kox: „Sie teilen vielmehr die Forderung der SPD-Fraktion, dass überall in Bonn preiswerter Wohnraum errichtet werden muss. Sie fordern zu Recht, dass die Entwicklung der Infrastruktur Schritt halten muss mit der Wohnraumentwicklung. Und – das begegnet einem auch nicht bei jeder Bürgerversammlung – sie wissen, dass es gerade auch auf das Gemeinschaftsleben, die Vereine vor Ort ankommt, um die neuen Nachbarn zu integrieren.“

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