Schumannhaus in Endenich Kriegsruine kurz vor dem Abriss

ENDENICH · H. "Schumanns Sterbehaus wird niedergelegt", titelte der General-Anzeiger im März 1956. Die Neusser Gesellschaft für Krankenpflege (Alexianer) wollte das Haus abreißen, in dem Robert Schumann als Patient die letzten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Und das ausgerechnet im Jahr seines 100. Todestages.

"Bomben und Witterungseinflüsse haben das Haus, in dem Schumann von 1854 bis 1856 lebte, so weit zerstört, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt", heißt es in dem Bericht. Das Bauamt hatte den Abriss schon bewilligt.

Doch es kam anders: In diesem Jahr feiert das Musikfestival "Bonner Schumannfest" zugleich 50 Jahre Schumannhaus und 50 Jahre städtische Musikbibliothek. Das ist vor allem dem Widerstand von Studenten und Musikfreunden, allen voran Siegfried Kross, Mitarbeiter des Beethoven-Archivs und später Professor für Musikwissenschaft, zu verdanken.

"Niemand wollte schließlich die Schuld daran tragen, dass Bonn - wie es der Satiriker Eckart Hachfeld ankündigte - als Erbe des hier verstorbenen berühmten Komponisten nur noch 'Schumanns geistige Umnachtung' bliebe", schreibt Ingrid Bodsch, Leiterin des Bonner Stadtmuseums, in der Jubiläumsfestschrift, die an diesem Wochenende beim Schumannfest verteilt wird.

Schumann wurde am 4. März 1854 in die "Anstalt für Behandlung und Pflege von Gemütskranken und Irren" eingewiesen. Er war zuvor von einer Düsseldorfer Rheinbrücke gesprungen. Endenich war damals ein ruhiger Ort mit 900 Einwohnern. Die private Heilanstalt lag mitten in den Feldern, ihr Gebäude war Ende des 18. Jahrhunderts als Landsitz für die Familie Kaufmann errichtet worden.

Schumann wurde mit der Diagnose "Melancholie mit Wahn" eingeliefert. In einem seiner Briefe heißt es: "Mein Leben hier ist sehr einfach, und ich erfreue mich nur immer an der schönen Aussicht nach Bonn." Erst 70 Jahre nach seinem Tod wurden zwei Gedenkzimmer mit eingerichtet, die Originalmöbel waren da längst verschwunden.

Eigentümer und Anstaltsleiter wechselten, 1937 wurde der Betrieb geschlossen. Während der Abrissdiskussion tauchte plötzlich die Frage auf, ob Schumann überhaupt im ersten Stock des heutigen Schumannhauses gestorben sei? Es gab die These, er sei in die sogenannte "Unruhigen-Abteilung" im Nachbarhaus verlegt worden. Es steht fest, dass seine Frau Clara einige Male das Sterbezimmer nicht betreten und nur durch ein Guckloch schauen durfte.

"Gucklöcher dürften sich auch an den Krankenzimmern einer solchen Irrenanstalt des 19. Jahrhunderts befunden haben", stellt Siegfried Kross 1956 in einem Gutachten fest. Es kam zu dem Schluss: "In jedem Fall ist die Bonner Schumann-Tradition (...) so stark, dass (...) die bauliche Sicherung des Hauses und die Wiederherstellung der beiden Schumann-Zimmer eine echte Aufgabe der Bonner Bürgerschaft sind."

Doch es war denkbar knapp. Im Juni 1959 hatte der Stadtrat mit 19 zu 19 Stimmen eine Instandsetzung abgelehnt. Ein halbes Jahr später ging eine Dringlichkeitsentscheidung mit 22 zu 20 für den Wiederaufbau aus. 1963 zog die neu gegründete städtische Musikbibliothek in den ersten Stock ein, das Erdgeschoss wurde vom benachbarten Altenheim genutzt. Die Alexianer boten der Stadt das Schumannhaus 1982 zum Kauf an, was der als Bürgerinitiative gegründete Verein Schumannhaus Bonn vorantrieb.

Fest im Schumannhaus

Das Schumannfest endet am Sonntag, 9. Juni, mit einem Fest rund um das Schumannhaus, Sebastianstraße 182. Um "Malen mit Macke" drehen sich eine Ausstellung und eine Mitmachaktion für Kinder ab sechs Jahren, die von 14 bis 17 Uhr im Park stattfinden.

Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten, wird ab 16 Uhr im Schumannhaus mit Musik, Texten und Bildern lebendig. Ab 19 Uhr gibt es dann ein Finale mit Rock und Jazz. Zunächst spielt die Bonner Band Heldenviertel, dann treten Zola Mennenöh (Gesang) und Johannes von Ballestrem (Klavier) auf. Der Eintritt ist frei.

Am Freitag spricht Pianistin Marina Baranova über ihre Liebe zu Schumann. Beginn ist um 17 Uhr im Schumannhaus, wo die Ukrainerin am Samstag, 8. Juni, um 20 Uhr auch das Konzert zum 203. Geburtstag des Komponisten spielt. Karten kosten an der Abendkasse 23, ermäßigt zwölf Euro.

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