Gertrudisprozession in der Altstadt Kreuz des Immerather Doms an Bonner St. Franziskus-Kirche aufgestellt

Bonn · Seit der diesjährigen Gertrudisprozession in Bonn hat die katholischen Filialkirche von St. Marien in der Altstadt ein neues Schmuckstück an ihrer Außenwand: das Kreuz des Immerather Doms. Dieses war dem Braunkohletagebau Garzweiler im Wege.

 Gertrudisprozession in der Bonner Altstadt.

Gertrudisprozession in der Bonner Altstadt.

Foto: Stefan Hermes

End- und Höhepunkt der diesjährigen vierten Gertrudisprozession war der Innenhof von St. Franziskus, der katholischen Filialkirche von St. Marien in der Bonner Altstadt. Dort wurde bereits vor einigen Tagen das etwa drei Meter hohe Sandsteinkreuz der Anfang Januar abgerissenen und als „Immerather Dom“ bekanntgewordenen Pfarrkirche von Immerath, St. Lambertus, geweiht, das dem Braunkohletagebau Garzweiler im Wege stand.

Dass es nun nicht dem Abrissbagger zum Opfer fiel, sondern seinen Platz an der Außenwand von St. Franziskus gefunden hat, ist Curt Delander zu verdanken, der schon seit vielen Jahren den Kontakt zu Freunden in Immerath pflegte. Als er im Dezember des vergangenen Jahres von dem bevorstehenden Abriss der Kirche erfuhr, nahm er Kontakt zur RWE Power auf und erfuhr, dass der Dom nicht, wie ursprünglich geplant, gesprengt würde, um damit ein „Palmyra in Immerath“ zu vermeiden, so Delander, sondern am 8. Januar abgerissen werden sollte. Man gab dem Bonner Künstler die Genehmigung, das Kreuz vor dem Bagger zu retten, der innerhalb von zwei Tagen den 1890 erbauten neoromanischen Sakralbau, der zum Wahrzeichen von Erkelenz geworden war, in Schutt und Asche zerlegte. „Das war nach Aussage des Denkmalschutzes eine der schlimmsten Kulturschanden der letzten Jahre“, sagte Delander.

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Wolfgang Maiwaldt entschuldigte sich bei Prälat Ludwig Schöller, dass er in diesem für ihn außergewöhnlichen Moment der Kreuzweihe nicht zuerst die Geistlichkeit begrüßte, sondern seinen Freund Delander: „In der heutigen Zeit ein Kreuz zu retten“, so Maiwaldt, „ist eine außergewöhnliche Tat und ein wichtiges Zeichen. Wir müssen lernen, in Zukunft unser Kreuz zu verteidigen.“ Es gebe zu viele Stellen in der Welt, in der das Kreuz heruntergerissen würde. „Deshalb ist Curt Delander ein christlicher Held.“ Der Christdemokrat hoffte, dass sich viele Menschen wieder für das Kreuz einsetzten.

Nach der feierlichen Weihe durch Prälat Schöller sang Andreas Müller-Goldkuhle mit sanfter Stimme ein kritisches Protestlied von Gerd Schinkel, das der Kölner Liedermacher dem Immerather Dom gewidmet hatte. Ein sichtlich bewegender Moment für die rund 40 Prozessionsteilnehmer, die auf ihrem einstündigen Weg der von Susanne Gundelach getragenen Reliquie der Heiligen Gertrudis und der auf rotem Samtkissen präsentierten goldenen Ratte von Lady Mokka gefolgt waren. Zusammen mit den Mitgliedern des Beueler Schiffervereins, der KG Rot-Grüne Senatoren, dem Kolpingverein, evangelischen und katholischen Gemeindemitgliedern und dem Gertrudisteam traf man sich am Ende der Feierlichkeiten im Frauenmuseum zum Austausch und dem Probieren der Gertrudistorte.

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