Sanierung verschlingt 80 Millionen Euro Kosten für die Bonner Beethovenhalle explodieren weiter

Bonn · Die Kosten für die Sanierung der Beethovenhalle explodieren weiter. Die Stadt rechnet mit knapp 79 Millionen Euro – nach zuletzt 75,6 Millionen Euro im Dezember. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Mitteilungsvorlage für den Rat hervor.

Die Probleme auf der Baustelle Beethovenhalle sind noch dramatischer, als bisher bekannt war. Stadtdirektor Wolfgang Fuchs als Projektverantwortlicher hat am Freitag eine Mitteilungsvorlage für den Rat veröffentlicht, in der die Situation beschrieben wird. Die Kosten, vor einem Jahr noch mit 61,5 Millionen Euro berechnet, prognostiziert die Stadt nun mit knapp 79 Millionen Euro (mit reduzierter Umsatzsteuer).

Schlechte Bausubstanz, Fundamente, die nicht den vorhandenen Plänen entsprechen, Hohlräume im Untergrund – und dann auch noch Risse in den Wänden. „Es deutet sich an, dass im gesamten Gebäude nahezu flächendeckende massive Bauwerksschäden existieren und womöglich bereits bei der Erbauung der Halle in den 1950er Jahren zum Teil erhebliche konstruktive, statische Fehler begangen worden sind“, schreibt die Stadt.

Bis es einen belastbaren Überblick zur Baugrundsituation und der Standsicherheit einzelner Bereiche gibt, werde es vier bis sechs Wochen dauern. Außerdem könnten archäologische Funde unter der Beethovenhalle nicht ausgeschlossen werden. Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland habe deshalb zur Auflage gemacht, dass Tiefbauarbeiten nur noch unter Aufsicht eines Fachbüros ausgeführt werden dürfen. Sollten die Experten fündig werden, werde es zu weiteren Verzögerungen kommen, so die Stadt.

Fehlerhafte Terminpläne verzögerten Bauprozess

Hart kritisiert die Verwaltung die Projektplaner: Das Büro Nieto Sobejano Arquitectos GmbH habe fehlerhafte Terminpläne vorgelegt – mit erheblichen Auswirkungen auf den Bauprozess. Selbst die überarbeitete Fassung sei noch mit Mängeln behaftet. Auch andere an der Rohbauplanung beteiligte Büros ließen vereinbarte Termine „fruchtlos verstreichen“ und störten damit den Bauablauf, schreibt die Stadt.

„Fehlende, unvollständige oder fehlerhafte Ausführungsunterlagen führen immer wieder zu Behinderungen bei den ausführenden Firmen“, heißt es weiter in der Vorlage, die von einem „eskalierenden Schriftverkehr“ mit den Baufirmen berichtet. Rund 100 Behinderungsanzeigen lägen bereits vor, die „nicht unerhebliche Forderungen“ nach sich ziehen könnten. 40 Prozent der Anzeigen hätten bisher noch nicht einmal bearbeitet werden können. Die Stadt betont, dass sie sich Schadensersatzansprüche gegen die Verursacher vorbehält.

Sie warnt davor, das Modernisierungsprojekt abzuspecken, um doch noch vor dem Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 fertig zu werden. Ein Verzicht auf den Erweiterungsbau an der Wachsbleiche etwa hätte demnach massive Umplanungen zur Folge. Dort soll die Gebäudetechnik untergebracht werden. Eine Verlagerung der Technikzentrale in den Altbau würde demnach eine nahezu vollständige Neuplanung des ganzen Projekts bedeuten – „mit erheblichen Kostensteigerungen und enormen Zeitverzögerungen“.

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